Carvajal wird nicht an die USA ausgeliefert
16. September 2019Das zuständige Gericht in Madrid entschied außerdem, dass der frühere Politiker und Ex-General vorläufig aus der Untersuchungshaft entlassen wird, wie spanische Medien unter Berufung auf Justizkreise berichteten. Laut Urteil muss er nun in Spanien bleiben und sich alle zwei Wochen beim Gericht melden.
Der 59-Jährige, auch bekannt als "El Pollo" (das Huhn), wurde seines Amtes enthoben, nachdem er im Februar zur Unterstützung von Oppositionspolitiker Juan Guaidó aufgerufen hatte. Daraufhin floh er in einem Boot in die Dominikanische Republik, bevor er nach Spanien kam. Dort wurde Carvajal im April verhaftet.
Die Vorwürfe wiegen schwer
Carvajal wird seit langem von Beamten des US-Finanzministeriums gesucht, die ihn der Unterstützung des Drogenhandels durch die FARC-Guerilla-Gruppe in Kolumbien verdächtigen. In einer Anklage, die 2011 in New York eingereicht wurde, wurde der Ex-Geheimdienstchef beschuldigt, den Transport von mehr als 5,6 Tonnen Kokain von Venezuela nach Mexiko im Jahr 2006 koordiniert zu haben. Die Lieferung war für die USA bestimmt.
Bei einer Verurteilung drohen Carvajal zwischen zehn Jahren Haft und lebenslänglich, sagte das US-Justizministerium im April nach seiner Verhaftung. Der Beschuldigte habe jegliche "Verbindungen zum Drogenhandel und zur FARC" geleugnet, berichteten spanische Gerichte damals. Seitdem prüfte die Audiencia Nacional - ein hohes Gericht -, ob er an die USA ausgeliefert werden soll.
Carvajal ist der bisher wohl einflussreichste Offizier des venezolanischen Militärs, der sich in dem Machtkampf auf die Seite des Oppositionsführers schlug. Carvajal warf dem linksnationalistischen Präsidenten Nicolás Maduro vor, für die Lebensmittel- und Medizin-Knappheit in dem südamerikanischen Land verantwortlich sein. Die Regierung und die Opposition in Venezuela liefern sich seit Anfang des Jahres einen erbitterten Machtkampf. Viele Länder haben Guaidó bereits als legitimen Übergangsstaatschef anerkannt, in Venezuela selbst allerdings sitzt Maduro weiter fest im Sattel.
nob/jj (ap, dpa)