Cannes 2022: Filme im Schatten des Kriegs
Das Filmfestival in Cannes zeigt eine enorme Bandbreite an Filmen - von blutigen Zombie-Thrillern über Liebesgeschichten bis hin zu politischen Dokumentationen.
Solidarität mit der Ukraine
Auch die Filmfestspiele in Cannes zeigen sich angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine solidarisch. Die Festspielleitung schloss offizielle russische Vertreter sowie russische Filmschaffende aus. Einzig der in Deutschland lebende Regisseur Kirill Serebrennikov wurde zum Wettbewerb zugelassen.
Russischer Filmbeitrag: "Tschaikowsky's Wife"
Serebrennikovs Film "Tschaikowsky's Wife" ("Tschaikowskis Frau") wurde mit der Begründung zum Wettbewerb zugelassen, dass keine russischen Fördergelder geflossen seien, der Regisseur in Russland unter Hausarrest stand und seit seiner Freilassung im Exil in Deutschland lebt. Der Film handelt vom berühmten Komponisten Tschaikowski, der eine junge Frau heiratet, um seine Homosexualität zu verbergen.
Sergei Loznitsa: Regisseur aus der Ukraine
Sergei Loznitsa (im Bild) ist der wohl renommierteste Filmemacher der Ukraine. Sein Film "The Natural History of Destruction" läuft in Cannes außerhalb des Wettbewerbs. Ein junger Kollege von ihm ist ebenfalls vertreten: In "Schmetterlingsvision" erzählt Maksim Nakonechnyi eine surrealistische Geschichte einer Kämpferin, der Pilotin Lilja. Inzwischen ist Nakonechnyj an der Front.
Krieg im Film
Der Regisseur Mathieu Vadepied widmet sich in seinem Film "Father & Soldier" ("Vater und Soldat") einem historischen Krieg: ein senegalesischer Vater meldet sich 1917 zur Armee, nachdem sein 17-jähriger Sohn zwangsverpflichtet wird, um für Frankreich im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Die Rolle des Vaters übernimmt der französische Filmstar Omar Sy, weltweit bekannt durch die Netflix-Serie "Lupin".
Rock'n'Roll-Legende kehrt zurück
Der australische Regisseur Baz Luhrmann, der für Kassenschlager wie "Moulin Rouge" und "William Shakespeares Romeo + Julia" bekannt ist, drehte ein Biopic über Elvis Presley. Die Rock'n'Roll-Legende wird gespielt von US-Schauspieler Austin Butler, der Film läuft außer Konkurrenz.
Jurypräsident Vincent Lindon
Nachdem im letzten Jahr der US-amerikanische Regisseur Spike Lee der Jury vorsaß, wird die Ehre dieses Jahr einem Franzosen zuteil: dem Schauspieler Vincent Lindon. Im vergangenen Jahr spielte er die männliche Hauptrolle in "Titane", der die Goldene Palme gewann. Lindon selbst wurde bei den Filmfestspielen 2015 als Bester Darsteller für seine Rolle in "Der Wert des Menschen" gewürdigt.
Humorvoller Eröffnungsfilm
Eröffnet werden die diesjährigen Festspiele durch die Zombiekomödie "Coupez!" ("Schnitt!") des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius. Auch dieser Film läuft außer Konkurrenz. Der Regisseur beteiligte auch seine Familie an dem Film: In diesem Ausschnitt sind neben Lyes Salem (l.) auch Raika Hazanavicius (m.) und Simone Hazanavicius (r.) zu sehen.
Altbekannte Gesichter
Die Regisseure, die in Cannes um die Goldene Palme konkurrieren, sind wohlbekannt: Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda (im Bild) gewann 2018 bereits eine Goldene Palme für seinen Film "Shoplifters" ("Ladendiebe"). Auch sein südkoreanischer Kollege Park Chan-wook, sowie US-Legende David Cronenberg und der schwedische Regisseur Ruben Östlund nehmen am Wettbewerb teil.
Beschämend wenige Frauen
21 Filme wurden zum Hauptwettbewerb zugelassen, nur vier davon sind von Frauen gemacht. Bruni Tedeschi (im Bild) bewirbt sich mit ihrem Film "Forever Young" ("Für immer jung"), Léonor Serraille präsentiert mit "Mother and Son" ("Mutter und Sohn") eine Migrationsgeschichte zwischen der Elfenbeinküste und Paris und Claire Denis erzählt in "Stars at Noon" von einem Paar in Nicaragua.
"Showing Up"
Die US-amerikanische Regisseurin Kelly Reichardt ist die vierte im Bunde der weiblichen Regisseurinnen im Wettbewerb: Ihre Komödie "Showing Up" (im Deutschen etwa "Aufkreuzen", "Kommen", "Da sein") handelt von einer Bildhauerin, die neben einer Ausstellungseröffnung auch noch den ganzen anderen Wahnsinn des Lebens meistern muss. Michelle Williams (im Bild) spielt die Hauptrolle.
Eine etwas andere Kaiserin Elisabeth
Im Nebenprogramm "Un Certain Regard" ("Ein Besonderer Blick") darf sich Österreichs Marie Kreutzer Hoffnung auf eine Auszeichnung machen. Sie schickt ihren Film "Corsage" ins Rennen. Darin lehnt sich im Jahr 1877 die Kaiserin Elisabeth gegen das Korsett des Kaiserhofes auf, der ihr abverlangt, stets jung, dünn und wunderschön auszusehen. Die 17 anderen Wettbewerbsbeiträge stammen von Männern.
Keine Deutsche im Wettbwerb, aber ...
... in der Sektion "Un Certain Regard" ist die in Berlin geborene deutsch-französisch-iranische Regisseurin Emily Atef mit "More than Ever" ("Mehr denn Je") vertreten. Der Film widmet sich einer Frau in ihren Dreißigern, die zufrieden in Bourdeaux lebt, bis überraschend eine Lungenkrankenheit bei ihr festgestellt wird.