Beeindruckendes Programm bei den Filmfestspielen in Cannes
4. Juni 2021Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie wird das Filmfestival in Cannes vom 6. Juli bis 17. Juli 2021 an der Côte d'Azur stattfinden. Mit 61 Filmen wartet das Festival mit einem starken Programm auf, wie die Festivalleitung kürzlich bekannt gab: "Wir haben eine gute Nachricht: die Rückkehr der Gäste in die Kinosäle auf der ganzen Welt", so Festivalleiter Thierry Fremaux. "Und wir haben noch eine gute Nachricht: dieses Festival."
4 Regisseurinnen und 20 Regisseure bewerben sich im Wettbewerb um die Goldene Palme, den begehrten Hauptpreis der Festivals. Darunter befinden sich auch einige Regisseure aus Hollywood, unter anderem Wes Anderson mit "The French Dispatch", Paul Verhoeven mit "Benedetta" und Sean Penn mit "Flag Day", seinem neuesten Film.
Auch viele französische Regisseure konkurrieren um die Goldene Palme. Darunter die Regisseurinnen Mia Hansen-Love mit "Bergmann Island", Julia Ducournau mit "Titane" und Catherine Corsini mit "La Fracture". Jacques Audiard bewirbt sich mit Les Olympiades um die Gunst der Juroren, François Ozon mit "Tout s'est bien passé" und Leos Carax, der das Festival eröffnet, mit der Musical-Komödie "Annette", seinem ersten Film seit einem Jahrzehnt. Es ist sein erstes Werk auf Englisch. Marion Cotillard und Adam Driver spielen darin die Hauptrollen.
Nach der Pandemie
Die Organisatoren eines der weltweit wichtigsten Filmfestivals wählten ihr Programm aus 2300 Einreichungen aus, rund 500 mehr als in den vorherigen Jahren. In diesem Jahr findet es zum 74. Mal statt, nachdem es letztes Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste. 2020 fand lediglich eine symbolische "Mini"-Ausgabe des Festivals im Oktober statt.
Pünktlich zum Start des Filmfestivals will die französische Regierung einige weitere Corona-Einschränkungen im Land aufheben. Die Organisatoren betonen, dass gewisse Vorsichtsmaßnahmen trotzdem nötig sein werden: Besucher müssten alle zwei Tage einen negativen Coronatest vorweisen oder den Nachweis erbringen über eine vollständige Impfung. Trotzdem seien sie zuversichtlich, dass auch große Abendessen und öffentliche Vorführungen an den Stränden der Stadt möglich sein werden.
Ein internationales Festival
Nicht nur Filme aus den USA und Frankreich sind in Cannes vertreten. Auch der iranische Regisseur und zweifache Oscar-Gewinner Asghar Farhadi kehrt zum Festival zurück. Er zeigt seinen Film "A Hero". Der russische Starregisseur Kirill Serebrennikov, der schon seit Jahren von der russischen Justiz verfolgt wird, nimmt mit "Petrov's Flu" am Wettbewerb teil. Er entwickelte den Film während seines Hausarrests in den Jahren 2017 - 2019. Die Ungarin Ildiko Enyedi nimmt mit "Geschichte meiner Frau" ("A Felesegem Törtenete") als vierte Frau im Bunde am Wettbewerb teil. 2017 gewann die Regisseurin mit ihrem Film "Körper und Seele" ("Teströl es lelekröl") den Goldenen Bären bei der Berlinale.
Auch Apichatpong Weerasethakul kommt mit "Memoria" zum Festival. Der thailändische Regisseur gewann schon einmal die Goldene Palme. Aus dem Tschad nimmt Regisseur Mahamat-Saleh Haroun mit dem Film "Lingui" teil.
Bewertet werden die Filme von einer Jury um den US-amerikanischen Regisseur Spike Lee, der zuletzt mit seinem Film "BlacKkKlansman" (2018) und "Da 5 Bloods" (2020) von sich reden machte. Er war schon im Jahr 2020 als Präsident der Jury bekanntgegeben worden. Er ist der erste Schwarze, der diese Position ausfüllt.
Populärkultur außerhalb des Wettbewerbs
Bei dem Festival werden auch einige Filme außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. Diese scheinen sich vor allen Dingen mit der Popkultur zu befassen.
Darunter befinden sich zum Beispiel eine Dokumentation über den US-amerikanischen Schauspieler Val Kilmer und ein neuer Film über die Rockband "The Velvet Underground", die in den 1960ern den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte.
Die französische Schauspielerin Charlotte Gainsbourg steuert einen Film über das Leben ihrer Mutter Jane Birkin bei, die als Sängerin, Schauspielerin und Model bekannt geworden war.
Oliver Stone kehrt mit einem ihm gut bekannten Thema zurück: In seinem Film "JFK Revisited: Through the Looking Glass" möchte er offenbar neue Informationen über die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy im Jahr 1963 bekanntgeben. Damit beschäftigte sich Stone schon in seinem Klassiker "JFK" aus dem Jahr 1991.
Außerdem haben die Organisatoren in Aussicht gestellt, dass ein langerwarteter Blockbuster beim Festival in Cannes gezeigt werden könnte - es wurde allerdings schon bestätigt, dass es sich dabei nicht um den neuen James-Bond-Film "No Time To Die" handelt.
Jodie Foster erhält besondere Ehrung
Außerdem wurde bekanntgegeben, dass die US-amerikanische Schauspielerin Jodie Foster eine Goldene Ehrenpalme erhalten soll. Die zweifache Oscargewinnerin wird als Ehrengast bei der Eröffnungszeremonie am 6. Juli 2021 erwartet.
Thierry Fremaux, der künstlerische Leiter des Festivals, begründet diese Ehrung damit, dass Jodie Foster "niemals aufhört, sich neu zu erfinden. Mit ihrem scharfen Blick stellt sie infrage, lernt von anderen und ist dazu bereit, ihre Glaubenssätze zu hinterfragen und neue Moralvorstellungen zu erreichen."
Foster betont, dass sie dem Filmfestival in Cannes "so viel verdankt; es hat mein Leben verändert." Die amerikanische Schauspielerin erlangte weltweiten Ruhm mit ihrer Performance in "Das Schweigen der Lämmer" (1991). Sie nahm zum ersten Mal im Jahr 1976 am Filmfestival in Cannes teil. Die damals 13-Jährige besuchte Cannes wegen ihrer Rolle in Martin Scorseses Klassiker "Taxi Driver", der damals die Goldene Palme gewann.
Die Ehrenpalme erhielten schon Stars wie Jeanne Moreau, Jane Fonda, Jean-Paul Belmondo, Agnès Varda und Alain Delon.
Adaptiert aus dem Englischen von Christine Lehnen.