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Camping für mehr Demokratie

11. Oktober 2014

Die Protestbewegung in Chinas Wirtschaftsmetropole Hongkong ist noch lange nicht am Ende. Wieder können deren Anführer Tausende Anhänger mobilisieren. Sie setzten auf die Macht der Straße.

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Zeltlager von Demonstranten in Hongkong (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/B. Yip

"Wenn kurzzeitige Proteste nichts bringen, werden wir Langzeitproteste haben. Bringt Eure Schlafsäcke mit auf die Straßen, wir werden bis zum Ende bleiben", feuerte Studentenführer Joshua Wong die Demonstranten an.

Im Zentrum Hongkongs hatten sich am Freitagabend wieder Tausende Menschen versammelt, um mehr Demokratie zu fordern. Viele kamen mit Zelten und Verpflegung und waren offensichtlich gewillt, lange auszuharren und im Finanzbezirk Straßen und Plätze zu besetzen. "Ich habe hier unter der Brücke mein Lager aufgeschlagen, und ich werde hierher kommen, wann immer ich kann", sagte ein Demonstrant. Andere haben Versorgungsstationen mit Wasser, Keksen und Nudeln eingerichtet. Selbst behelfsmäßige Duschen wurden installiert. "Wir müssen das hier tun, solange wir jung sind", so ein Student. Es tue jetzt vielleicht weh, aber am Ende könnten sie nur gewinnen.

Polizei warnt Aktivisten

Die Polizei rief die Demonstranten auf, Hindernisse auf den Hauptverkehrsstraßen zu räumen. Andersfalls würden geeignete Maßnahmen ergriffen, warnte sie, ohne jedoch Details zu nennen. Bisher hielt sich die Polizei allerdings zurück, wie Korrespondenten berichteten.

Demonstranten campieren auf Straße (Foto. Reuters)
Bild: Reuters

Seit Wochen demonstrieren Aktivisten in Hongkong für freie Wahlen und Meinungsfreiheit in der chinesischen Finanz- und Wirtschaftsmetropole. Sie begehren gegen den Beschluss der kommunistischen Führung in Peking auf, bei der Wahl des Hongkonger Verwaltungschefs 2017 nur vorab bestimmte Kandidaten zuzulassen. Damit sind Regierungskritiker praktisch chancenlos. Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenes Territorium autonom regiert.

Merkel hofft auf Dialog

Angela Merkel und Li Keqiang in Berlin (Foto: Getty Images)
Angela Merkel und Li Keqiang in BerlinBild: Adam Berry/Getty Images

Bundeskanzlerin Angela Merkel machte bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang in Berlin deutlich, dass sie auf eine friedliche Lösung des Konflikts setze. Sie hoffe, dass "in freiem Meinungsaustausch" Lösungen gefunden werden, "die die Bevölkerung in Hongkong zufriedenstellen". Bislang seien die Proteste im Großen und Ganzen friedlich verlaufen, und sie erwarte, "dass das auch weiter so bleiben kann". Li betonte: "Die Erhaltung der langfristigen Stabilität Hongkongs liegt nicht nur im Interesse Chinas, auch seiner Einwohner." Zugleich beteuerte er, dass Hongkong sein hohes Maß an Autonomie behalten könne.

wa/uh (dpa, rtr)