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Börsen übergehen Chaos von Washington

7. Januar 2021

Die Börsen weltweit haben sich unbeeindruckt vom Sturm auf das Kapitol in Washington gezeigt. Die Börsianer schauen bereits auf die Aussichten für die Wirtschaft unter dem neuen US-Präsidenten Biden.

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Börse in Frankfurt/Main
Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Überall am Donnerstagmorgen ein ähnliches Bild: die Börsen im Plus. In Frankfurt und Paris legten die Aktien zum Handelsstart im Schnitt um 0,3 Prozent zu, in London lag das Plus bei 0,6 Prozent. Die Börse in Tokio setzte am Donnerstag geradezu zum Höhenflug an. Der japanische Nikkei-Index lag im Verlauf 1,8 Prozent höher. Zwischenzeitlich kletterte er sogar auf den höchsten Stand seit August 1990.

Der Grund war aber Beobachtern zufolge eher der Ausgang der Senats-Stichwahlen im US-Bundesstaat Georgia als das Chaos in Washington. In Georgia gewannen die beiden Kandidaten der Demokraten. Die Partei des künftigen Präsidenten Joe Biden sicherte sich damit die Mehrheit im Kongress. Anleger sahen darin offenbar Anlass zur Hoffnung, dass in den USA demnächst neue Hilfen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise aufgelegt werden könnten.

Business as usual

Auch die Börse in Shanghai lag im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai wie in Shenzen gewann 1 Prozent. Die Wall Street hatte am Vortag zwar Gewinne abgegeben, ein Kursrutsch war aber ausgeblieben. Anleger konzentrierten sich auch hier darauf, dass nach einem Sieg der Demokraten bei den Senatswahlen in Georgia Bidens Partei neben dem Repräsentantenhaus nun auch die Mehrheit im Senat innehat.

Die Zeichen stehen - anders als in der Politik - in der Wirtschaft auf Business as usual: Für den Handelstag dürfte in Europa das Barometer für die Stimmung in den europäischen Chef-Etagen und der europäischen Verbraucher frische Impulse liefern. Daneben stehen die Auftragseingänge der deutschen Industrie und die europäischen Einzelhandelsumsätze auf dem Terminplan. In den USA ziehen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe höhere Aufmerksamkeit auf sich.

USA Börse Wall Street New York
Handelstag an der Wall Street in New York (Archivbild) Bild: Courtney Crow/New York Stock Exchange via AP/picture alliance

"Die Institutionen sind geschwächt"

Die tumultartigen Unruhen am Sitz des US-Parlaments in Washington riefen auch am Devisenmarkt keine starken Reaktionen hervor. Der amerikanische Dollar als Weltreservewährung war etwas stärker gefragt. Die Kursbewegungen hielten sich aber in Grenzen.

Besorgter zeigen sich Ökonomen. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, sagte der DW: "Eine Wirtschaft ist so stark wie ihr politisches System. Wenn die Institutionen in Washington geschwächt sind, wenn die Unruhen, die wir gesehen haben, normaler werden sollten, würde das natürlich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten schwächen." Besorgniserregend seien die Vorfälle auch, so Felbermayr, weil sich zeige, "dass die Präsidentschaft von Joe Biden eine werden dürfte, die nicht nach außen wirkt, sondern nach innen schauen muss."

ar/hb (rtr, afp, dpa - DW)