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Bush und Schröder betonen Einigkeit

25. September 2003

Jetzt ist es also vollbracht: Vierzig Minuten währte das deutsch-amerikanische Versöhnungstreffen zwischen Präsident Bush und Kanzler Schröder - sogar länger als geplant.

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Fast ein historischer Augenblick: Schröder und Bush geben sich wieder die HandBild: AP

Die alte Lockerheit klappte noch nicht so recht wieder. Den beiden war die kriegsbedingte lange Pause im persönlichen Umgang anzumerken. Eine leichte Beklommenheit war spürbar als sich Gerhard Schröder und George W. Bush am Mittwoch kurz nach 09.30 Uhr New Yorker Zeit in der prunkvollen Präsidentensuite im 35. Stock des Waldorf-Astoria-Hotels vor der Presse präsentierten.

Auf der Suche nach der Lockerheit

In zwei gelben Sesseln sitzend, nur durch einen gleichfarbigen Tulpenstrauß auf einem Tischchen getrennt, vermieden die beiden zunächst allzu häufigen Blickkontakt. Doch die leicht verkrampfte Atmosphäre wurde dann immer gelöster. Bush fand sogar zur Anrede "Göhrhard“ zurück. Die Rückkehr zum vertraulichen "My friend Göhrhard“ traute er sich noch nicht so ganz. Der Kanzler blieb etwas irritiert lieber beim offiziellen Wort "Präsident".

"Wir hatten Differenzen und die sind vorbei", sagte Bush. "Wenn Amerika und Deutschland zusammenarbeiten, dann können wir eine Menge erreichen. Wir sind beide für die Freiheit engagiert." Kanzler Schröder wollte nicht zurückstehen und blies ins selbe Horn: "Wir haben die Differenzen hinter uns gelassen und sind überzeugt, dass wir nach vorne blicken sollten."

Warme Töne auf der politischen Klaviatur

Allein die Tatsache, dass sich beide gemeinsam vor den Kameras zeigten, gilt auf der diplomatischen Klaviatur schon als höhere Stufe neuer Wertschätzung. Nach einem ziemlich frostigen Treffen mit Jacques Chirac hatte Bush dem französischen Staatspräsidenten in New York eine solche Gunstbezeugung jedenfalls verwehrt. Dass das deutsch-amerikanische Treffen in der Achterrunde mit den beiden Außenministern und den Sicherheitsberatern rund 15 Minuten länger dauerte als die angekündigte halbe Stunde, wurde auch als gutes Zeichen gewertet. Man hätte sicher auch noch länger geplaudert, wenn der Termindruck nicht so hoch gewesen wäre, verriet Joschka Fischer (Grüne) hinterher.

Nein, irgendwelche Besuchseinladungen seien nicht ausgetauscht worden, aber Bush und Schröder würden jetzt sicher wieder häufiger telefonieren, war am Rande zu hören. "Nichts Belastendes aus der Vergangenheit" sei hängen geblieben, versicherte der Außenminister.

Volle Harmonie wurde allerdings bei dem Frühstück noch nicht ganz erreicht.

"Unterschiede" in Sachfragen

Beim Zeitplan für die Machtübergabe der USA an die Iraker gebe es noch "Unterschiede", räumte Schröder ein. Dafür einen Kompromiss zu finden, wurde an die Außenminister Fischer und Colin Powell delegiert. Ansonsten konnten Bush und Schröder kaum Sensationen verkünden. Sehr gefreut habe er sich, dass der Präsident den "guten Job" der deutschen Soldaten in Afghanistan über den Klee gelobt habe, lautete ein Kanzler-Tusch für Bush. Und der revanchierte sich mit dem lange vermissten Bekenntnis, wie wichtig für ihn gute Beziehungen mit Deutschland seien.

Von Bush eilte Schröder im Hotel dann direkt zu Chirac und Wladimir Putin, um mit ihnen die weitere Irak-Strategie abzusprechen. Der russische Präsident, der nächste Woche zwei Tage lang mit Bush in Camp David zusammensitzen wird, soll unbedingt bei der Stange gehalten werden und nicht aus der deutsch-französischen Achse in Sachen Irak ausscheren.

Bekenntnis zu „effektivem Multilateralismus“

Schließlich trat Schröder zu seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen an. Mit dem Bekenntnis zu einem "effektiven Multilateralismus" reihte er sich dort in den Tenor der meisten anderen Kollegen in der Marathon-Debatte der Vollversammlung ein. (sams)