Bundeswehr-Schiff nimmt Flüchtlinge auf
8. Mai 2015Die deutsche Fregatte "Hessen" hat im Mittelmeer rund 250 Kilometer südlich der italienischen Insel Lampedusa mit der Evakuierung von etwa 200 Menschen an Bord eines Holzbootes begonnen, wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin mittteilte. Die "Hessen" sowie der Versorger "Berlin" seien am Morgen von den italienischen Behörden alarmiert worden.
Auch die "Berlin" an Einsatz beteiligt
Die Flüchtlinge sollen demnach in Absprache mit der italienischen Seenotrettung in einen italienischen Hafen gebracht werden. Die "Berlin" und die "Hessen" hatten sich am Dienstag von Kreta aus auf den Weg in das Seegebiet zwischen Libyen und Italien gemacht. Sie sollen sich dort an Aktionen zur Rettung von Flüchtlingen auf See beteiligen.
Bei einem zweiten Einsatz wurde der Versorger "Berlin" alarmiert. Das Marineschiff habe geholfen, Menschen aus zwei Booten zu retten, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Zur Zahl der Flüchtlinge sowie zur genauen Position des Einsatzes konnte er zunächst keine verbindlichen Angaben machen.
Hunderte Migranten in der Ägäis aufgegriffen
Die griechische Küstenwache griff innerhalb von zwei Tagen mehr als 800 Migranten auf. Allein auf der Insel Lesbos kamen nach offiziellen Angaben mehr als 400 Menschen an. Flüchtlinge erreichten auch die Inseln Farmakonisi, Agathonisi, Samos, Kos, Karpathos und Chois, teilte die Küstenwache mit. Auf Lesbos sei die Lage dramatisch. Hunderte Migranten verbrachten die Nacht im Freien, weil alle Auffanglager restlos überfüllt seien, berichtete das griechische Fernsehen. Die meisten stammten aus Syrien, Somalia und Afghanistan, berichteten örtliche Medien. Durch die Ägäis führen Routen, über die Schleuserbanden Flüchtlinge nach Europa bringen.
Leichen in Schiffswrack gefunden
Drei Wochen nach dem Kentern eines anderen Flüchtlingsschiffes im Mittelmeer mit etwa 800 Menschen an Bord sind unterdessen viele Leichen in dem Schiffswrack entdeckt worden. "Wir können bestätigen, dass die Zahl der Opfer bei 700 bis 800 liegen könnte", sagte der Staatsanwalt in Catania auf Sizilien, Giovanni Salvi. Auf dem gesunkenen Schiff, das die italienische Marine am Mittwoch lokalisiert hatte, seien "viele Körper" entdeckt worden. Es werde nun überlegt, das Wrack zu bergen. Dabei soll auch geprüft werden, ob Flüchtlinge unter Deck eingesperrt waren. Das Flüchtlingsunglück am 18. April war das wohl schlimmste bisher im Mittelmeer.
Waren die Flüchtlinge eingesperrt?
Nur 24 Leichen konnten nach dem Unglück geborgen werden. 28 Menschen überlebten. Augenzeugen hatten damals berichtet, dass viele Migranten unter Deck eingesperrt gewesen seien. Zwei mutmaßliche Schlepper - der Kapitän und ein Besatzungsmitglied - wurden nach dem Unglück festgenommen. Das Boot liegt rund 157 Kilometer nordöstlich der libyschen Küste in etwa 375 Metern Tiefe. Die Marine veröffentlichte ein Unterwasser-Video von dem Wrack.
cr/sti (afp, dpa)