Bundeswehr kehrt Kundus den Rücken
25. November 2020Die rund hundert Soldaten und Soldatinnen, die im Rahmen des Ausbildungseinsatzes "Train Advise Assist" (TAA) in Kundus stationiert seien, würden an den Hauptstützpunkt in Masar-i-Scharif zurückverlegt, bestätigte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr bei Potsdam. Das an ein afghanisches Feldlager angebundene "Camp Pamir" soll aber bestehen bleiben. Je nach Bedarf sollen künftig Beraterteams dorthin geflogen werden, um dem Ausbildungsauftrag weiter nachzukommen. Darüber hinaus können die Deutschen die afghanischen Streitkräfte auch per Videoschalte beraten, was wegen der Corona-Pandemie bereits erprobt wurde.
Grundlage für die Rückverlegung des TAA-Teams sei eine bereits vor Monaten getroffene Entscheidung der Führung des NATO-Kommandos in Kabul, sagte ein Bundeswehr-Sprecher. Es handele sich nicht um eine Reaktion auf jüngste Entwicklungen im Zusammenhang mit dem internationalen Einsatz in Afghanistan, sondern um einen seit "längerem geplanten Prozess, den wir jetzt abschließen".
Kundus hat für die Bundeswehr einen hohen symbolischen Stellenwert als der Ort, an dem das deutsche Militär mehr Soldaten im Kampf verlor als irgendwo sonst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Insgesamt sind gut 1200 deutsche Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert, der größte Teil davon in Masar-i-Scharif. Der dritte Standort ist die Hauptstadt Kabul. Es ist das zweitgrößte ausländische Truppen-Kontingent am Hindukusch - nach den USA.
Trump holt US-Soldaten zurück
Vergangene Woche hatte die scheidende Regierung von Präsident Donald Trump den Abzug von rund 2000 der 4500 noch in Afghanistan stationierten US-Soldaten angekündigt. Die Truppenstärke soll demnach bis zum 15. Januar - kurz vor dem Ende von Trumps Amtszeit - auf 2500 US-Soldaten reduziert werden. Bei den NATO-Verbündeten lösen die Abzugspläne große Sorge aus. Befürchtet wird ein Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban oder ein Ausbreiten der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Auch in Kundus verüben islamistische Kämpfer immer wieder Anschläge.
wa/fw (dpa, afp, rtr)