Bundespräsident Wulff auf Lateinamerika-Besuch
1. Mai 2011Erste Station der Reise, die am Sonntag (01.05.2011) begonnen hat, ist Teotihuacán in Mexiko, die sogenannte Stadt der Götter. Vor 1500 Jahren lebte dort eine faszinierende Hochkultur, deren Aufstieg und Verschwinden bis heute nicht vollständig geklärt ist. Auf Kultur folgt dann sozusagen Agrikultur: Der Bundespräsident und sein Gefolge besuchen ein Forschungsinstitut namens "Centro Internacional de Mejoramiento de Maíz y Trigo", kurz CYMMIT, das sich der genetischen Erforschung von Mais und Weizen widmet.
Deutschland unterstützt die Forschung des CYMMIT mit 1,2 Millionen Euro im Jahr. Am Sitz des CYMMIT in El Batán, nahe der mexikanischen Hauptstadt Mexiko Stadt, befindet sich die weltgrößte Genbank mit rund 150.000 Weizen- und 30.000 Maissorten.
"Die Lebensmittelsicherheit ist zurzeit eines der dringlichsten globalen Probleme. Die Lebensmittelpreise haben ein Rekordhoch erreicht", sagt Hans Joachim Braun vom CYMMIT im Gespräch mit der Deutschen Welle. Der schwäbische Forscher erklärt, dass Preissteigerungen vor allem die Entwicklungsländer treffen. Dort müssen die Menschen im Schnitt mehr als 50 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aufwenden. "Wenn die Industrieländer ihren Reichtum nicht mit den Armen teilen, werden diese ihre Armut mit den Reichen teilen", warnt er.
Menschenrechte in Mexiko
Ebenfalls in Mexiko stehen Treffen mit deutschen und mexikanischen Unternehmern auf der Tagesordnung. Höhepunkte sind sicher die Zusammenkunft mit Präsident Felipe Calderón sowie mit Menschenrechtsorganisationen. Dabei geht es um die eskalierende Gewalt in Mexiko, der mehr als 40.000 Menschen in den vergangenen sechs Jahren zum Opfer fielen. Gesellschaftlichen Organisationen zufolge sind auch Politik und Militär häufig in die Taten verwickelt.
Zweite Station der Reise ist San José, die Hauptstadt Costa Ricas. Das Land wird auch "die Schweiz Zentralamerikas" genannt. Dort wird Wulff von Staatspräsidentin Laura Chinchilla Miranda empfangen. Wulff wird auch an einer Tagung von Ex-Stipendiaten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus Zentralamerika teilnehmen, die zum 25. Jubiläum der Organisation in der Region zusammenkommen.
"Die Initiative des früheren deutschen Außenministers Hans Dietrich Genscher liegt schon 25 Jahre zurück", erzählt José Chaverri, der Botschafter Costa Ricas. Er erklärt, dass es inzwischen 35 Kooperationsabkommen zwischen Universitäten aus Deutschland und Zentralamerika gibt. An den Programmen des DAAD haben mittlerweile mehr als 2.300 zentralamerikanische und knapp 500 deutsche Stipendiaten teilgenommen.
Das in Costa Rica angesiedelte Büro des DAAD für Zentralamerika wurde seinerzeit eröffnet, um den Wiederaufbau der zentralamerikanischen Universitäten nach den Bürgerkriegen der 70er und 80er Jahre zu stärken. Heute werden Dozenten und Forscher aus Guatemala, El Salvador, Honduras, Nikaragua, Panama und Costa Rica fortgebildet.
Der südamerikanische Riese
In Brasilien trifft Wulff mit Präsidentin Dilma Rousseff zusammen. Brasilien ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Lateinamerika. Ein Zeichen dafür ist auch die „Strategische Partnerschaft“, die Bundeskanzlerin Merkel und Ex-Präsident da Silva 2008 ins Leben riefen. Die beiden Länder haben gemeinsame Interessen, darunter die Abschaffung von Nuklearwaffen, die Reform der Vereinten Nationen sowie des globalen Finanzsystems. In São Paulo wird Wulff das Deutsche Zentrum für Wissenschaft und Innovation einweihen und das Fußballmuseum im Pacaembu-Stadion besuchen. Übrigens: Wulff ist fest davon überzeugt, dass Deutschland die in Brasilien stattfindende Fußballweltmeisterschaft 2014 gewinnen wird.
Autorin: Eva Usi
Redakteurin: Birgit Görtz