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Bundesliga: Bochum siegt nach Feuerzeug-Wurf am Grünen Tisch

9. Januar 2025

Das Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum wird vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes mit 2:0 für den VfL gewertet. Die Berliner sprechen von Schauspielerei und legen Einspruch ein.

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Bochums Torhüter Patrik Drewes wird behandelt, während seine Mitspieler mit dem Schiedsrichter diskutieren
Bochums Torhüter Patrick Drewes kann nach dem Treffer durch ein Feuerzeug nicht weiterspielenBild: Claudius Rauch/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Rund drei Wochen nach dem sogenannten "Skandalspiel von Köpenick" hat die Bundesliga-Partie einen Sieger - zumindest vorläufig. Das Spiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum war am 14. Dezember in der Nachspielzeit beim Stand von 1:1 lange unterbrochen worden, nachdem ein Feuerzeug, geworfen von einem Fan der Berliner, VfL-Torwart Patrick Drewes kurz vor Spielende am Kopf getroffen hatte.

Rückkehr nur unter Protest

Drewes war daraufhin behandelt und vom Platz geführt worden. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie. Erst nach 30-minütiger Pause ging es weiter, wobei Drewes, der mit Schwindel und Übelkeit ins Krankenhaus gebracht wurde, nicht mehr mitspielen konnte. Für ihn ging VfL-Stürmer Philipp Hofmann ins Tor, weil das Wechselkontingent erschöpft war.

Bochum kehrte auch nur unter Protest auf den Platz zurück und legte später Einspruch gegen die Wertung der Partie ein. Die Mannschaften einigten sich auf einen "Nichtangriffspakt" und schoben in den Minuten bis zum Schlusspfiff nur noch den Ball hin und her.

Bochums Torhüter Patrick Drewes und Union-Geschäftsführer Horst Heldt vor der Anhörung beim DFB-Sportgericht
Bochums Torhüter Patrick Drewes (l.) und Union-Geschäftsführer Horst Heldt (r.) vor der Anhörung beim DFB-SportgerichtBild: Florian Wiegand/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Nun hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) entschieden, dass die Partie mit 2:0 für den VFL Bochum gewertet wird. Nach der mündlichen Verhandlung am Donnerstag in Frankfurt am Main sah das Gericht es als erwiesen an, dass Drewes tatsächlich in seiner "Spielfähigkeit eingeschränkt" war. "Entscheidungen am Grünen Tisch sind immer das allerletzte Mittel. Die Umstände ließen uns aber kaum andere Möglichkeiten", begründete der Sportgerichtsvorsitzende Stephan Oberholz seine Entscheidung: "Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen. Es war quasi ein Spielabbruch."

Union spricht von Skandal und legt Berufung ein

Endgültig ist die Wertung allerdings noch nicht. Wenige Stunden nach dem Urteil legte Union Berlin Berufung ein. "Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen. Leider ist das durch keinen Veranstalter zu verhindern", sagte Union-Präsident Dirk Zingler: "Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen. Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden."

Bochums Felix Passlack spricht hinter vorgehaltener Hand eindringlich mit Torwart Patrick Drewes, der das Feuerzeug in der Hand hält, das ihn am Kopf getroffen hat
Nach dem Kopftreffer durch ein Feuerzeug spricht Bochums Felix Passlack eindringlich mit Torwart Patrick DrewesBild: Jan Huebner/Imago Images

Schon direkt nach dem Spiel hatte es Vorwürfe gegeben, Drewes habe seinen Zustand nur vorgespielt, um durch ein Urteil am Grünen Tisch einen Vorteil zu erlangen. Bochum ist nach 15 Spieltagen mit nur sechs Punkten Tabellenletzter und kann jeden Zähler im Kampf gegen den Abstieg brauchen. Die Vorwürfe kamen auch deshalb auf, weil Drewes, nachdem er von dem Feuerzeug am Kopf gestreift worden war, zunächst kurz in die Knie ging, dann aber wieder aufstand und dem Schiedsrichter das Wurfgeschoss präsentierte. Erst nachdem sein Mitspieler Felix Passlack hinter vorgehaltener Hand eindringlich auf Drewes einredete, ließ dieser sich endgültig auf den Rasen sinken, behandeln und schließlich gestützt auf zwei Betreuer vom Feld führen.

Der Torhüter wies vor dem DFB-Sportgericht im Zeugenstand alle Schauspielerei-Vorwürfe zurück. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe", sagte Drewes. "Danach wurde es diffus für mich und ich habe nicht alles wahrgenommen, Schwindelgefühle haben eingesetzt." VfL-Teamarzt Mark Sandfort sagte aus, dass es auf dem Platz "gedauert" habe, bis Drewes "reagiert hat". "In dem Moment war es zweifelsfrei, dass er aufgrund seiner Symptome nicht weiterspielen kann", erläuterte Sandfort: "Ich konnte ein Schädelhirntrauma nicht ausschließen."

Die Verantwortlichen von Union Berlin schenkten dem keinen Glauben. Der Klub werde "alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen", führte Zingler aus. Das Urteil schade "dem Fußball enorm". Mehr noch: Wenn eine "nutznießende Partei ihre Schwächung selber erklären" könne, brauche man keine unparteiischen Schiedsrichter mehr und "dem Betrug bzw. einem Schmierentheater" sei Tür und Tor geöffnet.