Streit Mazedonier
1. Juli 2010Bozidar Dimitrov Stojanov (Boschidar Dimitrow Stojanow) findet, dass alle mazedonische Staatsbürger einen bulgarischen Pass bekommen sollten ohne eine bulgarische Herkunft nachweisen zu müssen. Der Vorsitzende der bulgarischen Partei VMRO, Krasimir Karakacanov hat parallel dazu eine aktivere Rolle der bulgarischen Staatsinstitutionen in Bezug auf die in Albanien lebenden Bulgaren verlangt. Damit möchte er erreichen, dass diese Menschen sich bei der Volkszählung in Albanien nächstes Jahr nicht als Mazedonier oder Albaner erklären müssen. Diese Äußerungen sind bei den Mazedoniern in Albanien auf scharfe Kritik gestoßen.
"Bulgarien sucht nach Bulgaren"
Das sei nicht das erste Mal, dass Bulgarien dort nach Bulgaren suche, wo es sie nicht gebe, sagt Vasil Sterjovski, Historiker und Vizepräsident der mazedonischen Partei in Albanien. "In Albanien existiert keine bulgarische Minderheit. Das sind nur Versuche Bulgariens, die Mazedonier in Albanien als Bulgaren darzustellen. Es gibt keine Bulgaren in Albanien, die während eines Krieges aus Bulgarien nach Albanien umgesiedelt sind." Hier gehe es um eine autochtone mazedonische Bevölkerung, die in Gora, Golo Brdo und Mala Prespa lebe, erklärt Sterjovski. Diese Bevölkerung habe mit bulgarischer Sprache, Kultur, Folklore und Bräuchen nichts gemeinsam. "Im Gegenteil: Sie hat die gleiche Sprache, Folklore und Bräuche wie die Mazedonier die in Resen, Dibar oder anderen Orten leben", sagt Sterjovski.
Er glaubt, dass die Armut von Menschen, insbesondere aus Golo Brdo und Gora, ausgenutzt werde, um Propaganda für eine Assimilierung der Mazedonier zu machen. "Viele Wissenschaftler aus Bulgarien führen Projekte durch und schreiben Bücher über die Bulgaren in Albanien." Wenn sie in die mazedonischen Gebiete in Albanien kämen, gäben sie sich als Touristen aus, sammelten Informationen über die Mazedonier in Gora, Golo Brdo und Mala Prespa und kehrten nach Bulgarien zurück. "Da werden dann Bücher veröffentlicht, in denen die Mazedonier aus diesen Regionen als Bulgaren darstellt werden", betont Sterjovski.
"In Albanien hat nie eine bulgarische Minderheit existiert"
Außer Hilfe bieten sie auch bulgarische Pässe an. Dennoch gab es bisher laut Sterjovski kein großes Interesse. Er appelliert an die Regierung in Skopje, die mazedonische Minderheit in Albanien mit mazedonischen Pässe zu versorgen.
"Es gibt keine bulgarische Minderheit in Albanien", betont auch der Bürgermeister der Stadt Pustec und der Vorsitzende der Partei der Mazedonier, Mazedonische Allianz für europäische Integration, Edmond Temelko. Seiner Meinung nach beweisen die Geschichte, die Politiker, das Volk und die Bürger der Republik Albanien, dass außer den Mazedoniern, Griechen, Walachen, Roma, Ägyptern, Serben, Montenegrinern und einer kleinen Anzahl von Bosniaken keine andere Minderheit auf diesen Gebieten existiert habe. "Außer den Botschaftsangestellten in der bulgarischen Botschaft in Tirana gibt es in Albanien keinen einzigen Bulgaren", so Temelko.
Bei der letzten Volkszählung in Albanien im Jahr 2001 wurde über die Existenz der mazedonischen Minderheit berichtet, jedoch nicht über eine bulgarische Minderheit. Nächstes Jahr haben die Bewohner Albaniens noch einmal die Möglichkeit, sich über ihre Herkunft zu äußern.
Autor: Vera Todorovska/ Bahri Cani
Redaktion: Nicole Scherschun