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Neuer Bluttest zur Brustkrebs-Früherkennung

21. Februar 2019

Eine einfache Blutprobe könnte Ärzten schon bald helfen, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen - im Rahmen einer regelmäßigen Routineuntersuchung. Der Test soll fast so präzise sein wie eine Mammographie.

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Universitätsklinikum Heidelberg: Eine Pipette läßt einen Tropfen Blut in ein Teströhrchen tropfen für einen Bluttest bei Brustkrebs
Bild: Universitätsklinikum Heidelberg

Wichtiger Hinweis der Redaktion: Den folgenden Artikel hat die Deutsche Welle am Tage der Bekanntgabe durch Vertreter von Heiscreen in Düsseldorf nachrichtlich verfasst. Seitdem haben Wissenschaftler, darunter auch von der Universität Heidelberg starke Zweifel an der Wirksamkeit und Funktion des im Artikel genannten Brustkrebstests geäußert. Im Kern der Kritik geht es um die falsch-positiven Tumorbestimmungen. In 46 Prozent der Fälle erkennt der Test Tumoren, wo keine sind. Damit ist der Test praktisch nutzlos. Diese Information war bei der Präsentation und in Pressemitteilungen nicht richtig dargestellt worden. Die Universität Heidelberg hat den Fall wegen Betrugsverdacht an die Staatsanwaltschaft übergeben. Ein Team kritischer Wissenschaftler hat den Fall für den Monats Juni 2019 zur Unstatistik des Monats gekürt. 

Im folgenden der originale Artikel:  

 

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Industrieländern - etwa 30 Prozent aller Krebsfälle. Wird der Tumor frühzeitig erkannt, steigt die Überlebenschance der Patientinnen auf 95 Prozent.

Ein neuer Bluttest könnte bei dieser wichtigen Früherkennung helfen. Möglicherweise kommt er schon dieses Jahr auf den Markt, berichten Heidelberger Forscher. Der Test soll Brustkrebs fast so gut diagnostizieren können wie die bisher üblichen Untersuchungsmethoden der Mammographie (eine Röntgenaufnahme der Brust), der Ultraschalluntersuchung oder der Magnetresonanztomographie (MRT).

Kein Ersatz für traditionelle Diagnose

Der Test soll die herkömmlichen Diagnosemethoden indes nicht völlig ersetzen. Vielmehr könnte er als Zusatzdiagnostik helfen, Brustkrebs noch früher und zuverlässiger zu finden. 

Das Team um Prof. Christoph Sohn von der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg stellte den Test am 21. Februar auf dem Fortbildungskongress der Frauenärztlichen Bundesakademie in Düsseldorf vor. 

Früherkennung dank Mammografie

Liquid Biopsy erkennt auch andere Krebsarten

Grundlage des neuen Bluttests ist ein Verfahren namens "liquid biopsy" – etwa zu übersetzen mit "flüssige Gewebeentnahme". Dieses Verfahren ist nicht völlig neu. So veröffentlichte ein Forscherteam aus Großbritannien, Dänemark, Polen, den Niederlanden und Spanien bereits im November letzten Jahres eine Studie, in der sie die vielfältigen Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung im Blut darlegten: Bis zu acht Krebsarten konnten sie mit Liquid Biopsy bereits identifizieren – allerdings zum Teil noch mit einer recht niedrigen Trefferquote.

So wurde etwa nur jeder dritte Brustkrebsfall durch das Verfahren identifiziert. Das wäre im Vergleich zur Mammographie unzureichend - die erreicht immerhin eine Trefferquote von etwa 78 Prozent. 

Mehr dazu: Bluttest soll acht Arten Krebs frühzeitig detektieren können

Verbesserte Auswahl von Biomarkern   

Den Heidelberger Forschern ist es nun gelungen, die Liquid Biopsy speziell für die Erkennung von Brustkrebs weiter zu verfeinern und eine Sensitivität von immerhin 75 Prozent zu erzielen.

Dabei konzentrierten die Ärzte sich auf fünfzehn bestimmte Biomarker im Blut. Das sind Botenstoffe von Tumorzellen, die im Blut vorkommen. Für die Untersuchung reichen bereits wenige Milliliter Blut. Damit könnte der Test etwa im Rahmen eines regulär genommenen Blutbildes beim Hausarzt gemacht werden. 

Mehr dazu: Krebsfrüherkennung: Welche Untersuchungen sind wichtig?

Universitätsklinikum Heidelberg: Dr. Sarah Schott und Prof. Christian Sohn betrachten Testergebnisse für einen Bluttest bei Brustkrebs
Fünfzehn Biomarker haben die Forscherin Dr. Sarah Schott und Prof. Christian Sohn für Brustkrebs identifiziertBild: Universitätsklinikum Heidelberg

Je jünger desto besser

Der Test könnte insbesondere für Frauen in Frage kommen, die unter 50 Jahre alt sind und die als Risikofälle gelten, weil ihre Mütter oder Großmütter Brustkrebs hatten. Hier steigt die Trefferquote des Verfahrens sogar auf 80 bis 90 Prozent.

Je älter die Patientinnen, desto ungenauer wird indes das Ergebnis. Bei über 50-Jährigen sinkt die Sensitivität auf nur noch 60 Prozent. 50 Jahre ist dabei auch das Alter, ab dem Krankenkassen üblicherweise eine Vorsorge-Mammographie bezahlen. Deshalb ergänzen sich beide diagnostischen Methoden auch gut.

Der Bluttest kann möglicherweise auch Tumore ausfindig machen, die bei einer Mammographie nicht erkannt werden, weil das Brustdrüsengewebe zu dicht ist. Darüber hinaus kommt es für Patientinnen in Frage, die aus anderen medizinischen Gründen keine Mammographie über sich ergehen lassen dürfen.

Dabei wird die Brust nämlich unter Umständen stark gequetscht. 

Nicht nur Brustkrebs im Fokus

Die Forscher sind zuversichtlich, bereits im laufenden Jahr den Test auf den Markt bringen zu können. Sie stützen ihre optimistische  Perspektive auf sogenannte Kohortenstudien. In den letzten zwölf Monaten haben sie mehr als 900 Frauen untersucht, von denen 500 Brustkrebspatientinnen waren. Die Studie läuft unterdessen weiter und soll am Ende 2000 Patientinnen umfassen. 

Nun hoffen die Mediziner auch noch weitere Krebsarten, wie etwa den Eierstockkrebs, mit verfeinerter Liquid Biopsy zuverlässiger vorhersagen zu können.

Auch Metastasenbildung oder Rezidive – also wiederkehrende Tumorausbrüche – lassen sich in Zukunft vielleicht so besser erkennen. Auch könnte das Verfahren bereits während einer Chemotherapie helfen, den Erfolg des jeweiligen Medikamentencocktails zu überwachen und auf den Patienten zielgenau zuzuschneiden. 

Mehr dazu: Frühere Brustkrebsdiagnose möglich

Schmidt Fabian Kommentarbild App
Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen