Brown entzaubert Nadal
2. Juli 2015Der deutsche Qualifikant Dustin Brown hat in Wimbledon für die bislang größte Überraschung im Turnierverlauf gesorgt. Der 30-Jährige, die Nummer 102 der Weltrangliste, setzte sich in der zweiten Runde gegen den 14-maligen Grand-Slam-Turniersieger Rafael Nadal aus Spanien mit 7:5, 3:6, 6:4 und 6:4 durch. Brown hatte Nadal bereits im vergangenen Jahr beim Rasen-Turnier in Halle in Westfalen besiegt. "Vielleicht hat mir das ein bisschen geholfen", sagte Brown, der damit zum zweiten Mal in seiner Karriere in der dritten Runde des wichtigsten Tennisturniers der Welt steht. "Ich habe einfach das gespielt, was ich kann. Es hat viel geklappt. Mein Plan ist aufgegangen", analysierte Brown, der neben der deutschen auch die jamaikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Der Profi mit den markanten Dreadlocks hat es als einziger von acht deutschen Männern in Runde drei geschafft. Dort spielt er am Samstag gegen den Serben Victor Troicki.
Für Nadal war es die vierte vorzeitige Schlappe in Wimbledon in Serie. 2008 und 2010 hatte der Spanier das Turnier gewonnen. Andere Favoriten gaben sich keine Blöße. Der siebenmalige Wimbledon-Sieger Roger Federer aus der Schweiz setzte sich gegen den US-Amerikaner Sam Querrey glatt in drei Sätzen mit 6:4, 6:2 und 6:2 durch. Der Brite Andy Murray, Wimbledonsieger von 2013, fertigte den Niederländer Robin Haase ebenfalls in drei Sätzen mit 6:1, 6:1 und 6:4 ab.
Lisicki: "Publikum hat mir geholfen"
Bei den Frauen sind nach Andrea Petkovic auch Sabine Lisicki, Angelique Kerber und Tatjana Maria in die dritte Runde eingezogen. Lisicki, die 2013 im Finale gestanden hatte, mühte sich gegen die US-Amerikanerin Christina McHale zu einem 2:6, 7:5, 6:1-Erfolg. "Ich war ein bisschen nervös zum Start, weil das mein liebster Platz auf der Welt ist", sagte Lisicki. "Das Publikum hat mir geholfen, und ich habe mich auf jeden Punkt einzeln konzentriert. Es ist gut, solch ein enges Match am Anfang des Turniers zu haben. Ich glaube, ich kann aber viel besser spielen." In der nächsten Runde trifft sie auf French-Open-Halbfinalistin Timea Bacsinszky aus der Schweiz.
Kerber jetzt gegen Muguruza
Deutlich weniger Mühe als Lisicki hatte Angelique Kerber beim 7:5, 6:2-Sieg gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa, auch wenn sie nicht sofort an die Glanzvorstellung der ersten Runde anknüpfen konnte. Am Dienstag hatte Kerber der jungen Hamburgerin Carina Witthöft kein Spiel überlassen und damit eindrucksvoll ihre Ambitionen beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt unterstrichen. "Anastasia hat gut angefangen, und ich habe unnötige Breaks kassiert", analysierte Kerber, wollte sich mit dem Match aber nicht lange aufhalten. "Ich bin zufrieden, und vor allem fühle ich mich gut", sagte sie. Größere Aufgaben warten schon, am Samstag trifft Kerber auf Garbine Muguruza. Gegen die Spanierin hatte die Weltranglisten-Zehnte zuletzt bei den French Open in Paris in der dritten Runde verloren.
Erfolgreiche Mutter
Zum ersten Mal unter den besten 32 Spielerinnen bei einem Grand Slam steht Tatjana Maria. Die 27-Jährige, einst mit Kerber und Petkovic Hoffnungsträgerin des deutschen Damentennis, gewann gegen die chinesische Qualifikantin Duan Ying-Ying in drei Sätzen mit 1:6, 6:2 und 10:8. Maria, Mutter einer anderthalbjährigen Tochter, hat damit schon vor dem nächsten Match gegen Madison Keys aus den USA 77.000 Pfund Preisgeld und den größten Erfolg ihrer Karriere sicher. Andrea Petkovic, die in Wimbledon bereits am Mittwoch in die dritte Runde eingezogen war, trifft am Freitag auf Sarina Dijas aus Kasachstan.
Titelverteidigerin Petra Kvitova meisterte die zweite Runde im Schnelldurchgang. Die Weltranglistenzweite aus Tschechien gewann in 58 Minuten gegen die Japanerin Kurumi Nara glatt in zwei Sätzen mit 6:2 und 6:0.
sn (dpa, sid)