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Brotkasten und Pixelgrafik

Jörg Brunsmann3. November 2003

Vor rund zwei Jahrzehnten waren Commodore und Atari für Jugendliche das, was heute Playstation und Gameboy sind: Unverzichtbares Utensil, um im Kreis der Gleichaltrigen mitzuhalten.

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Personal Computer: Was in den 1980-ern begann, ist heute Alltag.Bild: Bilderbox

Von seinen Fans wird er liebevoll "Brotkasten" genannt. Kein Wunder, denn das Ding sieht wirklich aus wie ein Aufbewahrungshälter für Brot – nur eben mit einer Tastatur obendrauf. Der Commodore C-64 ist der meistverkaufte Heimcomputer der Welt. Über 17 Millionen Mal ging er zwischen 1982 und Anfang der 90er Jahre über die Ladentheke. Verglichen mit dem Standard-PC von heute wirkt der C-64 wie Steinzeit-Technik, war aber damals absolut auf der Höhe der Zeit. Und das für anfangs 1400 Mark (ca. 715 Euro) auch noch zu einem bezahlbaren Preis.

Computerspiel Pacman
Computerspiel Pacman von AtariBild: ATARI

Gestern HighTech, heute Steinzeit

Der C-64 bot einen Hauptspeicher von 64 Kilobyte (daher auch der Name). Zum Vergleich: Moderne PCs bringen heute zumeist 512 Megabyte mit, genug für 8000 damaliger Heimcomputer also. Und auch die Geschwindigkeit des C-64 wirkt nach heutigen Dimensionen geradezu lächerlich: Fast genau einem Megahertz Taktgeschwindigkeit beim C-64 stehen heute etwa 3 Gigahertz gegenüber – das etwa 3000-fache. Dem Siegeszug des C-64 und seiner Kollegen tat die vergleichsweise einfache Technik aber keinen Abbruch: Innerhalb weniger Jahre wuchs eine erstaunliche Vielfalt unterschiedlichster Geräte heran. Commodore, Atari und Sinclair, diese drei Hersteller beherrschten mit ihren unterschiedlichsten Modellen jahrelang die Heimcomputer-Szene.

C-64 als Einstiegsdroge für Profis von heute

Für viele Computer-Profis von heute waren C-64 und Co. der Einstieg in die professionelle Arbeit mit dem Computer. Auch Jörg Schieb, Computerexperte und Autor zahlreicher Fachbücher hatte als ersten eigenen Computer einen C-64. "Besonders spannend war es damals, wenn man ein Programm laden wollte", so Schieb im Gespräch mit DW-WORLD. Denn zu jener Zeit waren Programme meist noch auf handelsüblichen Audiocassetten gespeichert; Disketten oder gar eine Festplatte konnten sich die meisten Computerfans anfangs nicht leisten. Die Casettenrecorder aber, konstruiert für die Aufzeichnung von Sprache und Musik statt von Daten, hatten so ihre Probleme mit der Aufgabe und produzierten häufig Fehler. "Viele Programme haben wir direkt aus Zeitschriften abgetippt; in jener Zeit gab es in praktisch jeder Computer-Zeitschrift viele dieser so genannten Listings.", so Schieb weiter.

Kassette
Daten-Rock statt Musik: Kasetten wurden einst zum Speichern von Computer-Daten benutzt

Schnelles Ende des Homecomputer-Booms

So schnell wie sie kamen, so schnell waren die Heimcomputer aber auch wieder verschwunden. Den Herstellern wie Commodore oder Sinclair gelang es nicht, ihre Produkte auch Firmen und Geschäftsleuten zu verkaufen. Obwohl es für den C-64 beispielsweise Programme zur Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation gab, kam er nie wirklich aus der Ecke der Spielcomputer heraus. Das Rennen machte schließlich der PC (Personal Computer), den der Computergigant IBM von Anfang an als Bürorechner konstruiert hatte.

IBM Personal Computer
Der Siegeszug war nicht aufzuhalten: IBM PC von 1981Bild: AP

Der Mythos lebt – im Internet

Die Kinderzimmer-Stars von einst aber leben noch immer: Vor allem im Internet gibt es eine bunte Szene, die sich mit den alten Heimcomputern beschäftigt. Sogar einen Nachbau des C-64, der in ein Computergehäuse von heute passt, kann man kaufen. Und auch wer "nur mal eben" in die in die Welt der klassischen Heimcomputer eintauchen möchte, kann das problemlos und mit praktisch jedem PC machen. So genannte "Emulatoren" lassen viele Klassiker im PC wiedererstehen – komplett mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, versteht sich.