1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Britischer Verteidigungsminister Wallace kündigt Rückzug an

15. Juli 2023

Als Chef des Verteidigungsressorts erlebte er bereits drei konservative Premierminister des Vereinigten Königreichs. Nun will Ben Wallace seinen Posten bald abgeben.

https://p.dw.com/p/4TxLg
UK, London | der britische Verteidigungsminister Ben Wallace
Ben Wallace in der Londoner Downing StreetBild: Rasid Necati Aslim/AA/picture alliance

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat sein Ausscheiden aus der Politik angekündigt. Er habe beschlossen, das Kabinett bei der nächsten Regierungsumbildung - möglicherweise im September - zu verlassen, bestätigte der 53-Jährige der Zeitung "The Times". Zudem werde er nicht mehr bei der nächsten Parlamentswahl antreten, die 2024 stattfinden soll. "Ich kandidiere beim nächsten Mal nicht", stellte Wallace klar. Laut "Times" schloss er aber aus, vorzeitig als Abgeordneter abzutreten und damit eine Nachwahl in seinem Wahlkreis (Bezirk Wyre und Preston North) auszulösen.

"Ich bin 1999 im schottischen Parlament in die Politik gegangen. Das sind 24 Jahre. Ich habe mehr als sieben Jahre mit drei Telefonen neben meinem Bett verbracht", sagte Wallace im "Times"-Interview. Auf die Frage, wofür die Telefone denn seien, antwortete er: "Geheim, geheim und geheim."

"Putin ist mit uns noch nicht fertig"

Als Verteidigungsminister von Großbritannien koordiniert Wallace mit, wie die Ukraine im Verteidigungskampf gegen Russland unterstützt wird. Vergangene Woche hatte er die ukrainische Regierung zur Zurückhaltung bei ihrer Kritik an westlichen Waffenlieferungen ermahnt. Bei einem Besuch in Kiew sei ihm eine Wunschliste mit Waffen vorgelegt worden, berichtete Wallace. Darauf entgegnete er: "Ich bin nicht Amazon".

Im "Times"-Interview betonte Wallace, seine größte Sorge sei die Gefahr eines direkten militärischen Konflikts mit Russland, egal ob dieser versehentlich oder beabsichtigt ausbreche. "Wenn Putin in der Ukraine verliert, wird er eine tiefe Wunde davontragen", so der Minister. Der russische Präsident habe immer noch eine Luftwaffe und eine Marine und man könne sehen, dass die Marine sehr aggressive Manöver durchführe. "Putin ist mit uns noch nicht fertig. Er hat die Möglichkeit, in den nächsten drei oder vier Jahren zuzuschlagen." Wallace warnte, Großbritannien könnte in weitere Konflikte hineingezogen werden. Gegen Ende des Jahrzehnts werde die Welt viel unsicherer sein.

Belgien, Brüssel | Ben Wallace und Jens Stoltenberg bei einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister
Wallace mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (Archiv)Bild: NATO POOL/AA/picture alliance

Wallace hatte den Posten des Verteidigungsministers 2019 übernommen, damals noch unter Premier Boris Johnson. Er behielt das Ministeramt anschließend sowohl in der Regierung seiner konservativen Parteikollegin Liz Truss als auch im aktuellen Kabinett von Rishi Sunak. Zwischenzeitlich war Wallace auch selbst als möglicher Regierungschef gehandelt worden, er lehnte aber ab.

Ambitionen hatte Wallace auch auf den Posten des NATO-Generalsekretärs. Die Hoffnung, Nachfolger von Jens Stoltenberg zu werden, erfüllte sich allerdings nicht. "Es wird nicht passieren", hatte ihn der "Economist" im Juni zitiert.

wa/mak (dpa, rtr, thetimes.co.uk)