Briefe an das Christkind
Auf einem Wunschzettel zu Weihnachten im Jahr 1899 wünscht sich ein Mädchen eine "Zahntube Calodont". Zahnpasta in Tuben war Ende des 19. Jahrhunderts etwas sehr Modernes und wohl auch für ein kleines Mädchen etwas Begehrenswertes. Diesen und andere Wunschzettel kann man sich in einer Weihnachtsausstellung im Dortmunder Kunstmuseum ansehen.
Andere Kinder wünschen sich Spielzeug, eine Mütze, Schulhefte oder dass die Mutter endlich gesund wird. Auf einem aktuellen Wunschzettel hat ein kleiner Junge verschiedene Bildchen mit Preisschildern aus Katalogen ausgeschnitten und aufgeklebt. Text gibt es außer der Überschrift keinen, die ist aber in Schönschrift geschrieben: "Wunschzettel für Weihnachten".
Nicht immer lagen an Heiligabend Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Die Tradition der Bescherung gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Historikerin Isolde Parussel erklärt: "Die Veränderung von Weihnachten hin zum Geschenkfest hängt natürlich auch damit zusammen, dass es im Zuge der Industrialisierung viel mehr Geschenke und Spielzeug zu kaufen gab." Und so bietet die Industrie zum Beispiel auch Vordrucke an, auf denen man Produkte eines Herstellers einfach ankreuzen kann.
Während in manchen Familien das Christkind die Geschenke bringt, kommt in anderen der Weihnachtsmann durch den Kamin. Früher wie heute müssen die Kinder auf die gleiche Frage mit "Ja" antworten können, damit sie die gewünschten Dinge tatsächlich auf dem Gabentisch finden, nämlich: "Warst Du auch immer brav?"
Glossar
Christkind, das - Jesus Christus, der als neugeborenes Kind, meist als Engel dargestellt, ein Symbol für das Weihnachtsfest ist
Wunschzettel, der - das Papier, auf das man schreibt, was man sich wünscht
eine Tradition pflegen - eine Tradition weiterführen
Generation, die - eine Gruppe von Menschen, die zur gleichen Zeit geboren sind
Zahntube, die - gemeint ist: die Zahnpastatube
etwas Begehrenswertes - etwas, das man sehr gerne haben möchte
etwas ausschneiden - mit einer Schere ein Stück aus etwas herausnehmen
etwas aufkleben - etwas mit Kleber auf etwas anderem befestigen
Heiligabend, der - der Geburtstag von Jesus Christus; der Abend des 24. Dezember
Bescherung, die - hier: das Überreichen der Geschenke an Weihnachten
mit etwas zusammenhängen - hier: die Folge von etwas sein
im Zuge von etwas - durch etwas
Industrialisierung, die - die Zeit, in der die schnelle industrielle Entwicklung die Gesellschaft und den Konsum stark verändert hat
Vordruck, der - das Papier, auf dem schon etwas geschrieben ist; das Formular
Hersteller, der - eine Firma, die ein Produkt erzeugt
etwas ankreuzen - etwas wählen, indem man mit dem Stift ein Kreuz macht
Gabentisch, der - der Tisch, auf dem die Geschenke liegen
brav - lieb
Fragen zum Text
1. Viele Kinder wünschen sich …
a) Kleidung und Spielzeug.
b) Spielzeug und Weihnachtsbäume.
c) Zahnpasta und Vordrucke.
2. Die Tradition der Weihnachtsgeschenke gibt es seit …
a) etwa 2000 Jahren.
b) etwas mehr als 100 Jahren.
c) 1899.
3. Die Einführung der weihnachtlichen Bescherung ist ein Zeichen für …
a) sich ändernde Konsumgewohnheiten der Gesellschaft.
b) eine besonders religiöse Gesellschaft.
c) eine Gesellschaft, in der die Kinder besonders brav sind.
4. Um Geschenke zu bekommen, müssen Kinder …
a) brav sein.
b) den Gabentisch aufräumen.
c) einen Brief an ihre Eltern schreiben.
5. Was sagt man so nicht? "Die Geschenke liegen …"
a) auf dem Gabentisch.
b) unter dem Weihnachtsbaum.
c) im Kamin.
Arbeitsauftrag
Schreiben Sie einen Brief an das Christkind. Formulieren Sie in einigen Sätzen, was Sie sich wünschen. Erklären Sie dabei dem Christkind, warum Sie sich diese Dinge wünschen. Schreiben Sie den Brief besonders nett, höflich oder lustig, damit Ihre Wünsche möglichst erfüllt werden.
Autoren: Sola Hülsewig/Anne Gassen
Redaktion: Raphaela Häuser