Brexit-Domino: Wer hat schon den Hut genommen?
Kaum stellt Premierministerin Theresa May ihrer Regierung die Einigung mit der EU vor, laufe ihre die Mitarbeiter davon. Ein Überblick, wer nicht mehr mitmachen will. Und wie sie ihren Rückzug begründen.
Shailesh Vara
Der Staatssekretär für Nordirland war der erste, der die May-Regierung wegen der jüngsten Vereinbarung verließ. Vara hatte sich beim Referendum 2016 persönlich für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen. Nun kritisierte er, der von May ausgehandelte Vertrag bringe das Vereinigte Königreich in ein Zwischenstadium ohne Zeitplan zur Rückkehr in die Souveränität.
Dominic Raab
Der britische Brexit-Sekretär war selbst an den Verhandlungen über das Abkommen beteiligt. Trotzdem sagt er nun: "Ich kann die vorgeschlagenen Bedingungen für unser Abkommen mit der EU nicht mit gutem Gewissen unterstützen." Der Vertrag würde dem Vereinigten Königreich Regeln auferlegen, auf das es keinen Einfluss mehr nehmen könne. Nach Raabs Rücktritt ging das Pfund Sterling auf Talfahrt.
Esther McVey
Kurz nach Raabs Abgang bot auch die britische Ministerin für Arbeit und Soziales ihren Rücktritt an. In einem Brief an Premierministerin May schreibt Esther McVey, die Vereinbarung, die dem Kabinett am Mittwoch vorgelegt worden sei, spiegle nicht das Ergebnis des Referendums wider.
Suella Braverman
Die Staatssekretärin im Brexit-Ministerium teilte in einem Schreiben mit: "Ich sehe mich jetzt nicht in der Lage, das gestern vom Kabinett vereinbarte Abkommen ernsthaft zu unterstützen." Der "Backstop" drohe das Vereinigte Königreich zu zerstören, so Braverman. Die Regelung sieht eine Zollunion vor, falls die Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland nicht anderweitig geklärt wird.
Anne-Marie Trevelyan
Von einem "inakzeptabler Deal" spricht die Staatssekretärin im Bildungsministerium in ihrem Rücktrittschreiben. Ihr sei nun klar, dass die Verhandlungen darauf abgezielt hätten, "die EU zu besänftigen". Doch dieser Deal sei nicht annehmbar für die 17,4 Millionen Wähler, "die uns gebeten haben, vom EU-Projekt abzuweichen und wieder eine unabhängige Nation zu werden".
Jo Johnson
Begonnen hatte den Rücktrittsreigen vergangene Woche der Verkehrsminister. Durch das Abkommen lasse sich Großbritannien zu einem Vasallenstaat der EU degradieren und sei im Begriff, Dublin teilweise die Kontrolle über Nordirland auszuhändigen, schimpfte Johnson. Der Ex-Minister will sich für ein zweites Brexit-Referendum einsetzen. Sein Bruder Boris war im Juli als Außenminister zurückgetreten.