Brexit: Deutsche Firmen reagieren
7. Juli 2016Mehr als ein Drittel der in Großbritannien aktiven deutschen Unternehmen will die Investitionen auf der Insel nun zurückfahren, gut ein Viertel plant einen Stellenabbau. Das geht aus einer Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammern DIHK bei den Mitgliedern hervor.
Der Branchenverband hat dazu rund 5.600 deutsche Firmen befragt, die in Großbritannien Tochterunternehmen, Zweigstellen oder Filialen haben. "Die politische und rechtliche Unsicherheit führt bereits in der Übergangszeit bei jedem vierten Unternehmen zu sinkenden Ausfuhren nach Großbritannien", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer zu den Umfrage-Ergebnissen.
Die Exporte nach Großbritannien werden dem Verband zufolge nun wohl um ein Prozent im Jahr 2016 sinken und um fünf Prozent im Jahr 2017 zurückgehen. Bisher hatte der DIHK in diesem Jahr mit einem Wachstum der Ausfuhren von fünf Prozent gerechnet.
Großbritannien ist für die deutschen Exporteure der drittwichtigste Markt in der Welt nach den Vereinigten Staaten und Frankreich. Im vergangenen Jahr gingen Waren und Güter im Werte von knapp 90 Milliarden Euro dorthin.
Kurzfristige Delle
Unmittelbare Auswirkungen des Brexit auf Investitionen in Deutschland selbst befürchten die Unternehmen offenbar nicht. "Die Auswirkungen werden vielmehr langfristig von den Ergebnissen der Austrittsverhandlungen bestimmt", heißt es beim DIHK. Vor allem eine Zunahme von Handelshemmnissen durch den britischen EU-Austritt seien eine Gefahr. Nach dem Brexit-Votum erwarteten die Unternehmen, dass der Außenhandel mit Großbritannien kurzfristig eine spürbare Delle erhalte, mittelfristig dürfte er aufgrund des beschlossenen Austritts aus der EU sogar noch stärker sinken.
Die in Deutschland ansässigen Tochterunternehmen britischer Konzerne planten hingegen, kurzfristig zu reagieren: 21 Prozent britischer Niederlassungen wollten mehr in Deutschland investieren. Fast jedes vierte Unternehmen wolle die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nun steigern.
ar/ul (dpa, rtr)