Bremen-Gala im Bundesliga-Keller
2. Mai 2016Werder Bremen hat mit einem furiosen Sieg im Krisen-Gipfel die Abstiegsplätze verlassen, dem VfB Stuttgart droht der erste Bundesliga-Abstieg seit 41 Jahren. Die Hanseaten kamen im ersten regulären Montagsspiel der Liga-Geschichte zu einem beeindruckenden 6:2 (3:1) und brachten den VfB damit ganz schwer in die Bredouille. Während Bremen mit nun 34 Punkten auf den 15. Tabellenplatz kletterte, rutschten die um einen Zähler schlechteren Schwaben durch die 17. Saisonpleite auf den vorletzten Platz ab. Und der Trend spricht gegen den VfB: Trotz des Kurz-Trainingslagers auf Mallorca unter der Woche blieb die Mannschaft von Trainer Jürgen Kramny auch im siebten Spiel in Serie ohne Sieg.
Zweimal Finn Bartels (10. und 80. Minute), ein Eigentor von Federico Barba (33.), der eingewechselte Levin Öztunali (42.), Claudio Pizarro (64.) und Anthony Ujah (87.) schossen in einem packenden Aufeinandertreffen vor 41.000 Zuschauern den Bremer Sieg heraus. Für den VfB waren der zwischenzeitliche Ausgleich durch Daniel Didavi (26.) und das Tor von Barba (53.) zu wenig. Und es kam noch schlimmer für die Gäste: Didavi und Barba mussten verletzt raus, Emiliano Insua sah die fünfte Gelbe Karte und ist im nächsten Spiel gegen den FSV Mainz 05 gesperrt.
Bremen von Anfang an druckvoll
"Wir müssen liefern, wir haben keine Angst", hatte Werder-Trainer Viktor Skripnik angekündigt. Und Werder lieferte. Mit hohem Tempo und großer Einsatzbereitschaft gingen die Bremer ins Spiel, kein Vergleich zur verschlafenen ersten Halbzeit beim 1:2 im Nordderby gegen den HSV vor einer Woche. Schon nach 57 Sekunden hatte Jannik Vestergaard eine gute Kopfballchance.
Der Druck sollte sich auszahlen. Nach einem feinen Pass von Claudio Pizarro setzte sich Finn Bartels gegen Georg Niedermeier durch und ließ auch VfB-Keeper Przemyslaw Tyton keine Chance (10.). Ein perfekter Start, doch der VfB ließ sich nicht entmutigen und lieferte den Gastgebern einen packenden Kampf. So musste Papy Djilobodji einmal gegen Martin Harnik in höchster Not klären (6.), eine verunglückte Flanke von Filip Kostic landete auf der Latte (17.). Der Ausgleich kam nicht überraschend: Ein Pass von Alexandru Maxim fand Didavi als Abnehmer, dessen Schuss unhaltbar für Felix Wiedwald abgefälscht wurde (26.). Damit kassierte Werder auch im 35. Spiel in Serie mindestens ein Gegentor. "Wir haben uns nicht beirren lassen und weiter nach vorne gespielt", sagte Wiedwald nach der Partie bei Sky.
Unglücksrabe Barba
Dass beide Clubs die schlechtesten Abwehrreihen der Liga haben, wurde im weiteren Spielverlauf immer deutlicher. So unterlief Barba ein dummes Eigentor, als er den Ball bei einer verunglückten Aktion über Tyton hinweg ins eigene Tor köpfte (33.). Und Barba machte auch beim dritten Gegentor eine schlechte Figur, als er Zlatko Junuzovic nicht zu stoppen wusste. Dessen Pass nutzte der für den verletzten Sambou Yatabaré eingewechselte Öztunali zum Tor (42.). Auf der Gegenseite hatten die Gäste bei drei guten Chancen von Harnik kein Fortune (32., 37. und 45.).
Mit Tempo und packenden Torraumszenen ging es auch in der zweiten Halbzeit weiter. Erst brachte Barba mit einem Hackentor den VfB wieder heran und machte seine Fehler ein wenig gut (53.). Dann schlug auf der Gegenseite wieder Oldie Pizarro zu (64.), der sein 14. Saisontor erzielte und nur vier Minuten später alles klar machen konnte. Diesen Part übernahm schließlich Bartels mit dem fünften Bremer Tor (80.), anschließend machte Anthony Ujah das Debakel für den VfB perfekt (87.). Stuttgarts Defensivspieler Daniel Schwaab war fassungslos: "Es ist unerklärlich. Wir schenken jedes einzelne Tor her, das darf so nicht passieren. Ich bin sprachlos."
Auf den Rängen gab es derweil prächtige Stimmung, nur vereinzelt waren Proteste gegen die Montag-Ansetzung zu registrieren. "Spieltagszerstückelung stoppen" hieß es auf einem Spruchband der Werder-Anhänger in der Ostkurve. Die Fan-Initiative "Pro Samstag 15:30 Uhr - Ohne uns kein Kick!" verteilte vor dem Weserstadion Flugblätter. Einige Fanclubs der Schwaben protestieren gegen die Ansetzung. Nur ein Viertel der 4100 Karten hatte der VfB in Anspruch genommen.
to (dpa)