Breite Solidarität mit Enthüllungsjournalist
10. Juni 2019Die Zeitungen "Kommersant", "Wedomosti" und "RBK" schrieben: "Wir erwarten, dass das Gesetz von jedem geachtet wird und für jeden gilt." Bereits am Freitag hatten dutzende Journalisten vor dem russischen Innenministerium in Moskau gegen das Vorgehen gegen Iwan Golunow demonstriert, mehrere von ihnen wurden kurzzeitig festgenommen.
Ein Gericht in Moskau hatte am Samstagabend entschieden, dass Golunow in Hausarrest muss und seine Wohnung zwei Monate lang nicht verlassen darf. Die Staatsanwaltschaft hatte Untersuchungshaft gefordert.
Eine Onlinepetition, mit der die Freilassung des 36-Jährigen gefordert wird, unterstützten bis zum Sonntagmittag mehr als 102.000 Menschen. Die russische Journalisten-Union forderte, das weitere Verfahren müsse transparent und unter Einhaltung der Gesetze durchgeführt werden.
Der Investigativ-Journalist war am Donnerstag festgenommen worden. Laut Polizei wurden in seinem Rucksack knapp vier Gramm der psychoaktiven Designerdroge Mephedron sowie Kokain gefunden. Ein weiteres Päckchen mit Drogen und eine Waage wurden demnach in seiner Wohnung entdeckt. Zu den zunächst veröffentlichten Fotos eines angeblichen Drogenlabors in Golunows Wohnung räumte die Polizei später ein, dass nur eines der Bilder tatsächlich aus der Wohnung des Beschuldigten stamme.
Golunows Arbeitgeber, das Nachrichtenportal Meduza, sowie sein Anwalt wiesen die Anschuldigung zurück. Sie werfen den Behörden vor, den Beschuldigten für seine Recherchen bestrafen zu wollen. Golunow hatte zuletzt über Korruption unter hochrangigen Verwaltungsbeamten in Moskau recherchiert.
Wie die Zeitung "RBK" berichtet, ging es um Verbindungen Staatsbediensteter, darunter vom Inlandsgeheimdienst FSB, zum Beerdigungsgeschäft und zur organisierten Kriminalität. Laut Meduza erhielt Golunow bereits mehrere Morddrohungen. Vor Gericht sagte er am Samstag, er sei unschuldig, habe nie Drogen genommen und sei bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.
Die Onlinezeitung Meduza hat ihren Sitz im benachbarten EU-Mitgliedstaat Lettland, um der russischen Zensur zu entgehen. Sie berichtet auf russisch und viele ihrer Korrespondenten haben früher für das Nachrichtenportal Lenta.ru gearbeitet, bevor dieses 2014 regierungskritische Mitarbeiter entließ.
uh/sti (dpa, afp)