Brasiliens Regenwald in Gefahr
19. Mai 2011Neue Daten zeigen, dass die Rodung des tropischen Regenwalds in dem Land in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen hat. Warum die Rodungen so sprunghaft angestiegen sind, ist unklar. Umweltministerin Izabella Teixeira erklärte, dies sei untypisch und müsse geklärt werden. Teixeira will nun handeln und eine Notfallkommission einsetzen. "Unser Ziel ist es, die Abholzung bis Juli zu stoppen", sagte Teixeira.
Wer illegal abholzt, wird bestraft
Die Ministerin erklärte am Mittwoch (18.05.2011) in Brasilia, die Verantwortlichen der illegalen Rodungen müssten künftig mit Strafen rechnen. Wer auf den abgeholzten Flächen seine Rinder weiden ließe, müsse einen Teil seines Viehbestands abgeben. Gleiches gelte auch für Pflanzungen auf den Flächen. Brasilianische Bauern roden häufig Waldgebiete, um Weideland zu gewinnen. Insgesamt verfügt Brasilien über 5,3 Millionen Quadratkilometer Regenwald, von denen aber nur gut ein Drittel im Besitz des Staates ist.
Zwei unterschiedliche Institute meldeten, dass der Bundesstaat Malto Grosso besonders von den Abholzungen betroffen sei. Auf Satellitenbilder war zu sehen, dass dort allein im April 243 Quadratkilometer Wald verschwunden sind. Von August bis April stieg die Waldzerstörung in dem für Soja-Anbau bekannten Staat um 43 Prozent.
Die Agrarlobby will den Regenwaldschutz weiter aufweichen
Die neuen Zahlen dürften auch die Debatte über eine Novelle des Waldgesetzes "Código Florestal" befeuern. Die mächtige brasilianische Agrarlobby will darin enthaltene Bestimmungen zum Schutz des Regenwalds abschwächen und unter anderem Auflagen zur Wiederaufforstung illegal gerodeter Flächen zukünftig umgehen.
Brasiliens wichtigstes Waldgesetz legt zum Beispiel fest, dass auf privatem Grundbesitz im Amazonas-Gebiet 80 Prozent der Fläche in ihrem Naturzustand belassen werden müssen. Die Agrarlobby, die die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament auf ihrer Seite wähnt, argumentiert, nicht mal jeder zehnte landwirtschaftlichen Betrieb erfülle diese Auflagen. Viele hätten Land übernommen, das bereits früher abgeholzt worden sei.
Die Abstimmung über den Gesetzesentwurf im Parlament ist vor einer Woche zum dritten Mal verschoben worden, weil Regierung und Umweltschützer sich nicht mit der Agrarlobby einigen können. Für die neue Präsidentin Dilma Rousseff wäre eine deutliche Niederlage auch ein Imageverlust im Ausland. Brasilien hat sich zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen verpflichtet. Bis 2020 will das Land die CO2-Emissionen um 39 Prozent und die Waldabholzung um 80 Prozent reduzieren. Eine Aufweichung des Waldgesetzes wäre ein herber Rückschlag.
Autorin: Gönna Ketels (afp, dpa)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot