Soldaten im Anti-Zika-Einsatz
13. Februar 2016Präsidentin Dilma Rousseff vergleicht den Kampf gegen die Zika-Überträger mit einem "Krieg". Und so sind 220.000 Soldaten ausgezogen, um Aedes aegypti das Leben schwer zu machen. Brasiliens Militär ist im ganzen Land unterwegs, um die Mückenart zu bekämpfen, deren Stich den Zika-Virus bringen kann. Das Motto der Regierung: "Zero Zeka", die Zahl der Übertragungen soll auf Null gebracht werden.
Zunächst ist es aber eine Schlacht an der Informations-Front. Gemeinsam mit tausenden Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden sollen die Soldaten mit Flugblättern informieren und bis zu drei Millionen Häuser besuchen. Sie sollen den Bürgern erklären, dass selbst kleine Pfützen und Wasserrückstände eine Gefahr darstellen. Dies sind die Brutstätten von Aedes aegypti, also der Gelbfiebermücken, die hier ihre Eier ablegen und sich so vermehren.
Besonders gefährdet sind Brasilens Favelas. In den Armenvierteln gibt es kaum moderne Kanal- und Abwassersysteme und damit entsprechend viele Brutstellen. Doch ausgerechnet in den Favelas werden die Soldaten nicht auf Info-Tour sein. Befürchtet werden gewaltsame Zusammenstöße mit Drogenhändlern.
Phase zwei: Eliminierung der Eiablageplätze
Brasiliens Regierung hat aber auch eine zweite Phase geplant. In den nächsten Tagen und Wochen soll das Militär den direkten Kampf mit den Moskitos aufnehmen. Nachdem Brutstätten identifiziert wurden, werden 50.000 Soldaten ausrücken, um in besonders betroffenen Gegenden gezielt mit Insektiziden gegen die Moskitos vorzugehen und deren Eiablageplätze dauerhaft zu eliminieren.
Bis das Ziel der Schlacht, also "Zero Zika" erreicht ist, dürfte es aber noch ein sehr weiter Weg sein. Denn die Gelbfiebermücke hat sich mittlerweile dramatisch vermehrt. In einem Großteil Brasiliens sollen die Moskitos unterwegs sein. Wobei Zika nicht die einzige Gefahr ist, die von den blutsaugenden Insekten ausgeht: Auch das Dengue- und das Chikungunya-Virus können durch einen Mückenstich übertragen werden. "Der Kampf gegen die Moskitos ist derzeit das einzige Mittel, um diese drei Virus-Arten zu bekämpfen, betont Brasiliens Sekretär für Schutz und Zivilverteidigung, Adriano Pereira Júnior.
Zunahme erkrankter Babys
Da bisher eindeutige Schnelltests fehlen, gehen Schätzungen der Zika-Infektionen in Brasilien, dem am stärksten betroffenen Land, sehr weit auseinander - von 500 000 bis 1,5 Millionen sprechen die Behörden. Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei infizierten Schwangeren zu Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu führen. Die Zahl der bestätigten Fälle der sogenannten Mikrozephalie bei Säuglingen, die oftmals geistig behindert zur Welt kommen, hat sich mehr als verdoppelt. Es gebe nun 41 solche Fälle, teilte das Gesundheitsministerium mit. In der Vorwoche waren 17 Fälle bekannt. Insgesamt gibt es in Brasilien laut Behörden derzeit 462 bestätigte Fälle der sogenannten Mikrozephalie und 3852 Verdachtsfälle.
Die steigenden Zahlen hängen nach Angaben von Ärzten aber auch damit zusammen, dass es seit Oktober eine Meldepflicht gibt. Am stärksten betroffen ist der arme Nordosten des Landes mit der Stadt Recife.
Angst vor Zika bei Olympia
Bei dem Anti-Zika-Aktionstag sollen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71.000 Soldaten zum Einsatz kommen. Dies gilt auch als Signal nach außen: Denn im August finden in Rio die Olympischen Spiele statt. Die Regierung von Dilma Roussef steht deshalb unter großem Druck, schließlich könnten Sportler und Olympiafans aus Angst vor Zika ihre Reisen an den Zuckerhut stornieren - wenngleich die Moskitoart im August kaum aktiv ist und das Virus in der Regel nur zu Symptomen wie Fieber, Hautrötungen oder Kopfschmerzen führt.
Allerdings werden inzwischen auch Todesfälle gemeldet - unabhängig von den Babys, die die Folgen der Mikrozephalie nicht überlebt haben. In Brasilien sollen drei Menschen gestorben sein. Auch Kolumbien meldet drei Todesopfer. Sie sollen am Lähmungssyndrom Guillain-Barré gestorben sein, das womöglich ebenfalls von Zika ausgelöst wurde. Ebenfalls drei Zika-Tote meldet Venezuela. Aber oft ist unklar, ob nicht auch andere Erkrankungen eine Ursache sein könnten.
Das zuvor kaum vorgekommene, ursprünglich im Zika-Wald von Uganda entdeckte Virus, ist kaum erforscht. Daher werden weltweit die Mittel erhöht, um Klarheit über die Folgen zu bekommen. Nach neuen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Zika mittlerweile in 39 Ländern aufgetaucht. Wegen der Ausbreitung des Erregers hatte die WHO Anfang Februar den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.
AR/as (dpa/rtr)