BP stoppt vorerst das Öl
16. Juli 2010Nach mehreren Fehlschlägen meldete der Ölkonzern BP einen zwischenzeitlichen Erfolg: Erstmals seit drei Monaten strömt kein Öl mehr aus dem defekten Bohrloch im Golf von Mexiko. Experten von BP ist es gelungen, alle Ventile eines Auffangzylinders in 1500 Meter Tiefe zu schließen. Das Ölleck gut 60 Kilometer vor der US-Küste sei damit vorübergehend abgedichtet, sagte BP-Manager Ken Wells am Donnerstagabend (15.07.2010).
Allerdings warnte Wells zugleich vor zu großen Erwartungen. Zunächst bleibe das Leck in 1500 Meter Tiefe lediglich zu Testzwecken geschlossen. Diese Tests würden zwischen sechs und 48 Stunden dauern. Sie sollen klären, ob das Steigrohr in der Tiefe bei der Schließung des Lecks dem Druck des hoch sprudelnden Öls standhält oder ob es ein weiteres Leck gibt. Alle sechs Stunden wollen die Experten den Druck messen. Hoher Druck wäre dabei ein gutes Zeichen, weil er darauf hindeuten würde, dass sich das Öl tatsächlich in dem Trichter sammelt. Niedrigere Messwerte würden bedeuten, dass es ein Leck irgendwo weiter unten im Bohrkanal gibt.
Viele Amerikaner verfolgten die Operation in der Meerestiefe durch Videoaufnahmen die im Internet zu sehen waren.
Nur vorsichtiger Optimismus
Wells betonte, dass die Schließung des Lecks noch keinesfalls den endgültigen Sieg gegen die Ölpest bedeute. Vermutlich könne das Leck nur vorübergehend geschlossen werden, wahrscheinlich werde man später wieder dazu übergehen, austretendes Öl auf Schiffe abzupumpen. "Wir befinden uns erst am Anfang der Tests." BP führt parallel zwei Entlastungsbohrungen durch, um das Leck dauerhaft schließen zu können. Bis diese vollendet sind, können aber noch Wochen vergehen.
US-Präsident Barack Obama sprach in einer ersten Reaktion von einem positiven Signal. Auch die Börse reagierte prompt: An der Wall Street stieg die Aktie von BP um 7,6 Prozent.
Seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20.April sprudelte das Öl ungehindert in den Golf von Mexiko. Alle bisherigen Versuche, das Leck zu schließen, schlugen fehl. Schätzungen zufolge sind seither zwischen 350 und 690 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko geflossen. Der Untergang der Bohrinsel hat die größte Umweltkatastrophe der US-Geschichte ausgelöst. Das auslaufende Öl verschmutzt Strände, bedroht Tiere und Pflanzen und gefährdet wichtige Wirtschaftszweige an der US-Küste wie den Tourismus und die Fischerei. BP muss für die Beseitigung der Schäden aufkommen und hat deswegen etwa die Hälfte seines Börsenwertes verloren. Das Unternehmen überlegt nun, Unternehmensteile zu verkaufen und so Geld in die Kasse zu bekommen.
Autor: Dirk Eckert/Naima El Moussaoui (afp, apn,rtr)
Redaktion: Oliver Samson