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Todeskampf im Flüchtlingsboot

17. Mai 2015

An Bord eines Bootes tobt der Überlebenskampf. Flüchtlinge töten Flüchtlinge wegen ein paar Lebensmitteln. Nun wollen einige Länder Südostasiens für die humanitäre Katastrophe vor ihren Küsten Verantwortung übernehmen.

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Zwei Männer vor einem Flüchtlingsboot (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/Afp/C. Archambault

Zwei Monate lang waren rund 800 Flüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch in den südostasiatischen Gewässern unterwegs nach Malaysia. Das Boot landet vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Hundert Frauen und Männer hätten die Reise nicht überlebt, berichten übereinstimmend mehrere der Insassen einem BBC-Reporter. Sie seien im Kampf um Nahrungsmittel erstochen, erhängt oder von anderen Flüchtlingen von Bord geworfen worden. Zuvor habe die malaysische Marine das Boot zurückgewiesen und auf das offene Meer geschickt, so die Überlebenden.

Offiziell aber zeigt sich die malaysische Regierung betroffen von dem Schicksal tausender Flüchtlinge. Diplomatische Anstrengungen zur Lösung der Flüchtlingskrise seien notwendig. Für Sonntag kündigte der malaysische Außenminister Anifah Aman daher laut der Nachrichtenagentur Bernama ein Treffen mit seinem Kollegen aus Bangladesch, Abul Hassan Mahmood Ali, an. Am Mittwoch wollen sich die Außenminister Malaysias, Bangladeschs und Thailands in Malaysia treffen, gab der indonesische Außenminister Retno Marsudi bekannt. Am 29. Mai sollen Vertreter der genannten Länder außerdem zu einem Gipfel in Thailand zusammenkommen.

Malaysia zieht sich aus der Verantwortung

Die aktuelle Initiative zur Lösung der Flüchtlingskrise geht von Malaysia aus, das derzeit den Vorsitz der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN innehat. Zuvor hatten Menschenrechtler das Verhalten der ASEAN-Länder kritisiert. Wiederholt hatten unter anderem Thailand und Malaysia Flüchtlingsboote von ihren Gewässern vertrieben und zurück aufs Meer geschickt.Auch die US-Regierung hatte die Ziel- und Herkunftsländer der Flüchtlinge aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und die Bootsflüchtlinge nicht ihrem Schicksal zu überlassen.

Menschenrechtsaktivisten schätzen, dass mehr als 6000 Flüchtinge in den südostasiatischen Gewässern unterwegs sind. Die meisten kommen aus dem verarmten Bangladesch oder sind Muslime aus dem buddhistisch geprägten Myanmar. Während Bangladesch sich der Problematik bewusst ist, weist Myanmar die Verantwortung für die tausenden muslimischen Rohingyas von sich und boykottiert den für Ende Mai geplanten ASEAN-Gipfel. Die Menschen flöhen aus Myanmar wegen "innerer Probleme, in die wir nicht eingreifen können", mahnte Malaysias Vize-Regierungschef Muhyiddin Yassin. Myanmar sollte sich intern mit der Rohingya-Gemeinde auseinandersetzen, "anstatt diese den Nachbarstaaten aufzudrängen".

Wie ernst gemeint ist die Rettungsinitiative?

Die malaysische Opposition hingegen zweifelt daran, dass die Regierung in Kuala Lumpur sich ernsthaft für das Schicksal der Flüchtlinge einsetzen will. Die geplanten Gespräche auf regionaler Ebene seien lediglich eine Reaktion auf den internationalen Druck, kritisierte Oppositionspolitiker Ong Kian Ming laut dem Nachrichtenportal "The Malaysian Insider". Schließlich habe die Regierung sich zuvor geweigert anzuerkennen, dass das Problem des Menschenhandels überhaupt existiere. Wie ein Sprecher des US-Außenministeriums am Freitag mitteilte, dringt Washington darauf, dass Thailand, Indonesien und Malaysia bei der Seenotrettung zusammenarbeiten.

Trotz der jüngsten Absichtsbekundungen, weisen die Zielländer der Migranten immer noch die Verantwortung von sich: Indonesiens Ex-Präsident Susilo Bambang Yudhoyono schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, es sei unfair, Indonesien, Malaysia und Thailand die Schuld zu geben. Aus dem Außenministerium Bangladeschs hieß es, die "Krise der Rohingya" sei von Myanmar hausgemacht; das Land sei deshalb in der Verantwortung.

nem/gmf (epd, dpa)