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Literatur

Booker Prize 2021 geht an Damon Galgut

Stuart Braun
3. November 2021

Der Booker Prize zählt zu den wichtigsten Literaturpreisen der Welt. Der südafrikanische Schriftsteller Damon Galgut erhält die Auszeichnung für seinen Roman "The Promise".

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Damon Galgut lächelt in die Kamera.
Dalmon Galgut war im Vorfeld als Favorit für den diesjährigen Booker Prize gehandelt wordenBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Damon Galgut ist als Favorit ins Rennen um den Booker Prize gegangen - und wirkte trotzdem überrascht als sein Name fiel. "Ich hätte nicht erwartet, hier zu stehen", sagte der südafrikanische Schriftsteller, der zuvor schon zweimal auf der Shortlist stand, aber leer ausgegangen war. "Ich bin wirklich zutiefst und in aller Bescheidenheit dankbar dafür." Am Mittwochabend (03.11.2021) wurde der diesjährige Gewinner des Booker Prize bei einer feierlichen Zeremonie im kleinen Kreis im BBC Radio Theatre bekanntgegeben.

In diesem Jahr konnte Damon Galgut die Jury, die jedes Buch der Shortlist dreimal gelesen hat, mit seinem Buch "The Promise" (dt. das Versprechen) überzeugen. Es erzählt eine Familiengeschichte aus Südafrika. Darin beschreibt Damon Galgut den Generationenkonflikt in einer weißen südafrikanischen Bauernfamilie. Bei der Beerdigung der Matriarchin bringen die Kinder ihre Verachtung für alles zum Ausdruck, wofür die Familie steht, nicht zuletzt für das gescheiterte Versprechen an die Schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Das Buch habe eine unglaubliche Originalität, betonte die Jury-Vorsitzende Maya Jasanoff in ihrer Begründung. Es habe eine meisterhafte Form und eine außergewöhnlich erzählerische und metaphorische Dichte.

Damon Galgut: "Bitte hört uns weiter zu"

Damon Galgut ist der dritte südafrikanische Booker-Prize-Gewinner, nach Nadine Gordimer (1974) und J.M. Coetzee (1983 und 1999). Und er verspricht, dass noch viel mehr Literatur aus Südafrika kommen wird. "Bitte hört uns weiter zu", forderte er. Der südafrikanische Dramatiker und Autor Damon Galgut, geboren 1963 in Pretoria, interessierte sich schon früh fürs Schreiben. Seinen ersten Roman verfasste er mit 17 Jahren. Es folgten viele weitere und einige Preise, doch den Wichtigsten hat er jetzt erhalten. Nun kann er sich über 50.000 Pfund (rund 59.000 Euro) freuen und über eine großes internationales Medienecho, das seine Bekanntheit und das Interesse an seinen Romanen weiter steigern wird. Aktuell arbeitet er an einem Kurzgeschichtenband.

Ein Stapel Bücher, der der Shortlist des Booker Prize 2021 entspricht.
Diese sechs Bücher standen auf der Shortlist des Booker Prize 2021Bild: The Booker Prize 2021

Der Booker Prize zählt zu den bedeutendsten nationalen Auszeichnungen der Literaturwelt und würdigt das beste englischsprachige Buch, das in Großbritannien oder Irland veröffentlicht wurde. Auf die Shortlist des Booker Prize hatten es in diesem Jahr fünf weitere Autorinnen und Autoren geschafft. Auch sie gehen nicht leer aus. Alle Nominierten erhalten 2500 Pfund (knapp 3000 Euro) und auch ihnen ist die Aufmerksamkeit von Literaturfans rund um den Globus sicher. So sagte auch die Jury-Vorsitzende Maya Jasanoff, dass Shortlist-Autorinnen und Autoren Gewinner seien.  

Patricia Lockwood

Patricia Lockwood hält ihr Buch "No One Is Talking About This" in die Kamera und lächelt
Patricia Lockwood schaffte es mit ihrem Debütroman "No One Is Talking About This" auf die ShortlistBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Die US-amerikanische Dichterin und Schriftstellerin Patricia Lockwood (*1982) ist die einzige Autorin auf der Shortlist des diesjährigen Booker Prize, die für ihren Debütroman nominiert wurde. "No One Is Talking About This" ist ein ergreifendes Drama über das Leben im Internetzeitalter. Der Roman handelt von einer Mittdreißigerin, die besessen ist von Social Media und mit einer schockierenden Diagnose umgehen muss. Zuvor publizierte Patricia Lockwood, Redakteurin beim Magazin "London Review of Books", zwei Gedichtbände sowie die Memoiren "Priestdaddy".

Nadifa Mohamed

Nadifa Mohamed sitzt vor einem Holzhintergrund und lächelt in die Kamera
Nadifa Mohamed ist die erste somalisch-britische Autorin, die es auf die Shortlist geschafft hatBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Als erste somalisch-britische Autorin hat es Nadifa Mohamed (*1981) auf die Shortlist des Booker Prize geschafft - und zwar mit ihrem dritten Roman "The Fortune Man". Das Buch erzählt die erschütternde Geschichte eines Vaters und Kleinganoven, Mahmood Mattan, der 1952 zu Unrecht wegen Mordes verurteilt wird und als letzter Mann im Gefängnis von Cardiff in Wales gehängt wird. Als ein Ladenbesitzer brutal ermordet wird, ist sich der angeklagte Mahmood, ein somalischer Einwanderer, eigentlich sicher freigesprochen zu werden. Aber der Prozess rückt näher, die Verschwörung gegen ihn, angefacht durch Vorurteile, ist nicht mehr aufzuhalten. "Ich wusste, dass ich die Grenze zwischen Fakt und Fiktion unmerklich machen wollte", erklärt die Autorin.

Richard Powers

Richard Power hält sein Buch "Bewilderment" in der Hand und blickt in die Kamera.
Richard Powers nimmt sich in "Bewilderment" den Themen Zukunft und Umweltzerstörung anBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Der preisgekrönte US-amerikanische Autor (*1957) von 13 Romanen stand schon zweimal auf der Shortlist für den Booker Prize und ist dieses Jahr mit "Bewilderment" im Rennen, einer originellen und berührenden Geschichte eines verwitweten Astrobiologen, der versucht, seinen neunjährigen Sohn zu verstehen. Nachdem "The Overstory" es 2018 auf die Liste geschafft und den Pulitzer-Preis für Belletristik gewonnen hat, beschreibt "Bewilderment" die besondere Beziehung zwischen einem Vater, der Wissenschaftler ist, und seinem liebevollen Sohn, der die von Umweltzerstörung bedrohte Welt retten will.

Anuk Arudpragasam

Anuk Arudpragasam sitzt frontal zur Kamera und lächelt leicht.
Anuk Arudpragasam nimmt seine Leserinnen und Leser mit ins vom Krieg zerrüttete Sri LankaBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Anuk Arudpragasam (*1988) aus Sri Lanka schreibt auf Tamil und Englisch. Sein dritter Roman - "A Passage North" erzählt die Geschichte eines Mannes, der versucht, mit dem Leben nach den Verwüstungen des 30-jährigen Bürgerkriegs in Sri Lanka zurechtzukommen. Als Protagonist Krishan die lange Zugfahrt von Colombo in eine vom Krieg zerrüttete tamilische Provinz im Norden antritt, um an einer Familienbeerdigung teilzunehmen, beginnt eine Reise in die vernarbte Seele eines zerbrochenen Landes.

Maggie Shipstead

Maggie Shipstead hält ihr Buch "Great Circle" in der Hand und lächelt in die Kamera.
Maggie Shipstead ist für ihren Roman "Great Circle" nominiertBild: Kirsty O'Connor/PA/dpa/picture alliance

Die US-amerikanische Schriftstellerin Maggie Shipstead (*1983) stand mit ihrem dritten Roman, "Great Circle", auf der Shortlist des Booker Prize. Er handelt von den sich überschneidenden Lebenswegen der Luftfahrtpionierin Marian Graves und einer Schauspielerin, die sie Jahrzehnte später auf der Leinwand verkörpert. Als die Draufgängerin Graves 1950 zu ihrem ultimativen Abenteuer aufbricht, dem Great Circle, einem Flug rund um den Globus, wird sie nie wieder gesehen. Ein halbes Jahrhundert später fühlt sich die skandalumwitterte Hollywood-Schauspielerin Hadley Baxter, deren Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, unwiderstehlich zu der Rolle der Marian Graves hingezogen. 

Adaption: Bettina Baumann 

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.