Bombe im Airbus offenbar von El Kaida
27. Dezember 2009Nach Informationen des US-Fernsehsenders ABC wurde der Anschlag von Führern des Terrornetzwerks El Kaida geplant. Der 23 Jahre alte Täter, der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab, sei im Jemen für das Selbstmordkommando trainiert worden, berichtete ABC am Sonntag (27.12.2009) unter Berufung auf US-Regierungsbeamte. Der Sprengsatz sei von einem Top-Bombenbauer des Terrornetzes von Osama bin Laden auch in dem arabischen Land gebaut worden.
Zünder funktionierte nicht
Eine Katastrophe an Bord des Airbus der Fluggesellschaft Delta-Northwest-Airlines mit der Flugnummer 253 am Freitag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, sei nur verhindert worden, weil ein Zünder nicht funktionierte, meldete der Sender weiter unter Berufung auf Ermittler. Nach Angaben von Bombenexperten befand sich mehr als genug Sprengstoff an Bord, um das Flugzeug mit fast 300 Menschen an Bord zum Absturz zu bringen. Die Bombe habe mehr als 80 Gramm PETN enthalten. PETN, auch Pentrit oder Nitropenta ist ein hochexplosiver Plastiksprengstoff.
Abdulmutallab hatte versucht, den Sprengsatz beim Landeanflug des Airbus auf den Flughafen von Detroit zu zünden. Dabei setzte er seine Kleidung in Brand und konnte von Passagieren überwältigt werden. Der 32-jährige Amsterdamer Jasper Schuringa, der sich als erster Passagier auf den Attentäter stürzte, wird in niederländischen und amerikanischen Medien als Held gefeiert.
Sprengstoff in Amsterdam nicht bemerkt
Der Nigerianer Abdulmutallab war am Freitag mit einer Maschine der niederländischen Gesellschaft KLM nach Amsterdam geflogen und auf dem Flughafen Schiphol vor dem Umsteigen in den Airbus nach Detroit durch eine Sicherheitskontrolle gegangen, ohne dass an seinem Körper versteckter Sprengstoff entdeckt wurde. Das bestätigte das niederländische Büro für die Koordinierung der Terrorismusbekämpfung. "Bei der Sicherheitskontrolle wurden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt, obwohl sie gemäß den Vorschriften durchgeführt wurde", teilte ein Sprecher mit. Allerdings seien die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Vater warnte USA
Abdulmutallab ist der jüngste Sohn eines nigerianischen Ex-Ministers und reichen Bankiers. Sein Vater Umaru Mutallab war wegen der radikalislamischen Ansichten seines Sohnes nach Informationen der britischen BBC und des US-Senders CNN so besorgt, dass er die US-Botschaft in Abuja und die nigerianischen Behörden alarmierte. Aus US-Sicherheitskreisen verlautete nach Angaben der beiden Sender, dass daraufhin auch eine Akte angelegt worden sei und der junge Nigerianer auf eine allgemeine Beobachtungsliste (Terrorist Identities Datamart Environment - Tide) gesetzt wurde, in der etwa 500.000 Verdächtige stehen. Sein Name sei jedoch nicht auf eine engere Liste (Terrorist Screening Data Base) gesetzt worden, was bedeutet hätte, dass er hätte nicht mehr fliegen dürfen, berichtete die BBC. In Agenturberichten aus London hieß es, der Mann sei als Sicherheitsrisiko bekannt gewesen. Britische Behörden hätten dem 23-Jährigen bereits im Frühjahr die Einreise nach Großbritannien verweigert. Zwischen 2005 und 2008 hatte Abdulmutallab in London Maschinenbau studiert.
In den USA hat die Justiz offiziell Anklage gegen den Nigerianer erhoben. Die Vorwürfe wurden ihm am Samstag in einem Konferenzraum des Krankenhauses vorgetragen, in das der 23-Jährige wegen der schweren Verbrennungen gebracht worden war, die er bei dem missglückten Attentat erlitten hatte. Ihm wird der Versuch zur Last gelegt, ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Zudem habe er einen Sprengkörper an Bord des Airbus gebracht. Beides kann mit jeweils bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden.
Verschärfte Sicherheitsvorschriften
Als Reaktion auf dem vereitelten Terroranschlag wurden die Sicherheitsbestimmungen vor und während der Flüge in die USA erheblich verstärkt. So müssen Passagiere in der letzten Stunde des Fluges vor der Landung sitzen bleiben, berichteten mehrere Fluggesellschaften, darunter British Airways und Air Canada. Außerdem dürfen die Flugreisenden in diesem Zeitraum nicht mehr an ihr Handgepäck. Während des gesamten Fluges sind Gegenstände auf dem Schoß vorerst nicht gestattet. An Flughäfen wird auf Wunsch der US-Behörden an jedem Abflugsteig noch einmal gesondert Handgepäck durchsucht, Reisende werden noch einmal besonders kontrolliert.
Auch auf deutschen Flughäfen ist bei Flügen in die USA nun mit verschärften Kontrollen zu rechnen. Die Passagiere sollten unbedingt ein entsprechendes Zeitpolster einplanen und überpünktlich vor dem Abflug ihrer Maschine erscheinen, sagte eine Sprecherin des Bundespolizeipräsidiums Potsdam.
Autor: Michael Wehling (dpa/apd/rtr/afp)
Redaktion: Herbert Peckmann