Bolsonaro scheitert an New York
4. Mai 2019Es hätte so schön werden können: Ein Bankett im American Museum of Natural History, ausverkauft für 30.000 Dollar pro Gedeck. Unterstützt von Großsponsoren wie Delta Air Lines, der Financial Times oder eine der weltgrößten Beratungsfirmen, Bain & Company. Schließlich eine Auszeichnung als "Person des Jahres" durch die Brasilianisch-Amerikanische Handelskammer. Und das alles in der Stadt der Städte. Doch der schöne New-York-Traum des Jair Messias Bolsonaro ist jäh geplatzt.
Viele New Yorker waren so ganz und gar nicht einverstanden mit der Ehrung des rechtsextremen brasilianischen Präsidenten in ihrer Stadt. Zu tausenden versammelten sie sich Nacht für Nacht vor dem Marriott Marquis Hotel am Times Square, um eine vollständige Absage des Events zu erreichen.
Rückzug auf breiter Front
Zuerst bröckelte es bei den Sponsoren: Die US-Fluglinie, die renommierte britische Wirtschaftszeitung, das weltweit agierende Beratungsunternehmen - sie alle zogen sich von der Veranstaltung zurück. Dann wollte auch die Museumsleitung nicht mehr. Und ein Ersatzort für das festliche Galadinner wollte sich in New York einfach nicht finden lassen. Da hatte wohl auch die Stadtspitze ihre Finger im Spiel. Boslonaros Sprecher beklagte jedenfalls den "Widerstand und die absichtlichen Angriffe des Bürgermeisters von New York sowie der Druck der Interessengruppen" auf Organisatoren und Sponsoren.
Der wegen rassistischer, homophober und frauenfeindlicher Äußerungen international kritisierte Präsident Brasiliens fliegt also nicht nach New York. Dabei hatte Bolsonaro doch so aktiv für engere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten geworben und vor allem und immer wieder US-Präsident Donald Trump gelobt.
Was Bolsonaro erreicht hat
Auf ihrer Website erklärte die Brasilianisch-Amerikanische Handelskammer, sie habe Bolsonaro zu ihrer Person des Jahres gewählt, weil dieser eine engere wirtschaftliche und diplomatische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern fördern wollte.
Das kann ja noch werden. Was Bolsonaro aber auf jeden Fall geschafft hat: Die New Yorker im Protest zu einen.
rb/cgn (afp, rtr)