Bodenerosion wird zur globalen Gefahr
17. Juni 2017"Unser Land. Unser Zuhause. Unsere Zukunft", lautet der Slogan zum Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung Welttag am 17. Juni. Das UN-Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) betont die zentrale Rolle, die fruchtbares Ackerland für die weltweite Entwicklung spielt, und dass dies auch im Zusammenhang mit der globalen Flüchtlingsbewegung steht. Fruchtbares Ackerland könnte verhindern, dass Menschen ihre Heimat verlassen.
"Die Migration steht oben auf der politischen Agenda in der ganzen Welt. Einige ländliche Gemeinschaften fühlen sich zurückgelassen und Menschen fliehen aus ihren Ländern", sagt Monique Barbut, Exekutivsekretärin von UNCCD.
Schleichende Katastrophe durch Bodenerosion
Der Verlust von fruchtbaren Böden, die Steppenbildung und die Ausdehnung der Wüsten ist ein großes Problem weltweit. Nach Angaben derDeutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sind in den vergangenen 25 Jahren etwa 24 Prozent der weltweiten Landoberfläche degradiert. Das bedeutet, das Land verödet und wird unfruchtbar.
Dieser Verlust von fruchtbarem Land gefährdet laut GIZ etwa 1,5 Milliarden Menschen unmittelbar, weltweit seien so über 110 Länder in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung durch die sogenannte Desertifikation bedroht.
"Wir nutzen die Böden der Welt, als wären sie unerschöpflich, und heben dabei von einem Konto ab, auf das wir nicht einzahlen", warnt Experte Jes Weigelt vom Institut für Nachhaltigkeitsstudien (IASS) in Potsdam. "Es braucht häufig mehrere tausend Jahre bis sich eine dünne Schicht fruchtbarer Oberboden bilden kann, aber nur eine Stunde starken Regens, um ihn zu verlieren. Böden sind in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbar", so Weigelt.
Afrika und Asien besonders betroffen
Die Ursachen für den Verlust von fruchtbaren Böden sind vielfältig. An oberster Stelle steht die intensive Landwirtschaft, die Überweidung der Flächen mit zu vielen Tieren und der unangepasste Ackerbau, der zu Erosionen durch Wind und Wasser führt. Aber auch chemische Dünger, Pestizide und maschinelle Verdichtungen reduzieren das Leben in der Bodenschicht und damit die Fruchtbarkeit.
Darüber hinaus ist auch die Entwaldung eine Ursache der weltweiten Desertifikation. Wälder werden zur Gewinnung von neuem Ackerland gefällt und Bäume als Brenn- und Bauholz genutzt. In vielen Regionen der Welt geht zudem ein Teil der Böden durch den Bau von Straßen, Städten und Industrieanlagen verloren.
Besonders betroffen vom Verlust der Böden und der Wüstenbildung sind nach Angaben von UNCCD Menschen in Afrika und Asien. Nach Schätzungen wird die Anbaufläche pro Einwohner in Afrika südlich der Sahra bis 2025 im Vergleich zu 1990 um 60 Prozent schrumpfen. In Lateinamerika wird ein Rückgang von 40 Prozent erwartet.
In Zentralasien leiden nach Angaben von GIZ vor allem Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Turkmenistan unter den Folgen von "falscher Bodenbewirtschaftung zu Sowjetzeiten". Über die Hälfte der Landesflächen seien akut von der Desertifikation bedroht.
Lösung in Sicht?
"Wir haben den Trend einer abnehmenden Fruchtbarkeit in den Böden, in einigen Regionen ein starkes Bevölkerungswachstum und in absehbarer Zeit eine Verschärfung von klimatischen Wettextremen mit Starkregen oder Dürren", warnt Weigelt gegenüber der DW. "Die Überlagerung dieser verschieden Trends ergibt die explosive Mischung",
Einige Länder haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, um den Verlust von Böden aufzuhalten. Das größte Aufforstungsprojekt gegen die Verwüstung hat China mit dem Bau der sogenannten Grünen Mauer initiiert.
Nach dem gleichen Vorbild beschloss auch die afrikanische Union 2005 die Pflanzung von Bäumen entlang der Sahelzone auf einer Gesamtlänge von 7.775 Kilometer. In einigen der teilnehmenden Länder wurden schon mehrere hunderttausend Bäume gepflanzt.
Nach Angaben von UNCCD haben inzwischen weltweit mehr als 100 Staaten nationale Ziele gegen Wüstenbildung und Dürre. "Die Investitionen in die Böden schafft lokale Jobs und gibt Chancen für das Überleben in den Gemeinden vor Ort. Es stärkt die nationale Sicherheit und unsere Zukunftsperspektiven", sagt Generalsekretärin Barbut.
Es ist offen ob die nationalen Selbstverpflichtungen zur Zukunftssicherung und Konfliktvermeidung ausreichen. Laut Weigelt steht der globale Prozess erst am Anfang und der Erfolg wird auch davon abhängen, wie sich Industrienationen und Einzelpersonen verhalten.
"Es geht auch darum wie wir konsumieren, wie wir zur Übernutzung der Böden beitragen", sagt Weigelt. "Das fängt an bei der Menge der Baumwolle, die wir aus den Ländern des Südens beziehen und geht hin bis zum Verzicht auf Industriefleisch, da dies mit Sojafutter aus anderen Ländern produziert wird."