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Trump und Putin: Engere Verbindungen als gedacht?

9. Oktober 2024

Schon oft hat Donald Trump sein Verhältnis zum russischen Präsidenten gepriesen. Nun behauptet Watergate-Journalist Bob Woodward, als US-Präsident habe Trump Wladimir Putin sogar persönliche Gefallen getan.

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Weltspiegel 17.03.2021 | 2018 Donald Trump & Wladimir Putin in Helsinki bewegen die Hände zum Schütteln aufeinander zu
Als US-Präsident traf sich Donald Trump mit Wladimir Putin 2018 in HelsinkiBild: Leonhard Foeger/REUTERS

Nach Recherchen des US-Journalisten Bob Woodward hat Ex-US-Präsident Donald Trump bis zu sieben Mal mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen, seit er Anfang 2021 aus dem Amt geschieden ist. Zudem soll er als amtierender US-Präsident zu Beginn der Coronapandemie COVID-19-Tests an Putin persönlich geschickt haben - zu einem Zeitpunkt, als diese Tests auch in den USA sehr knapp waren. Dabei soll Putin ihm geraten haben, dies geheim zu halten, weil ihm, Trump, die Aktion politisch schaden könne.

Watergate-Journalist mit Buch über Ukraine- und Nahost-Krieg

Woodward war Anfang der 1970er Jahre mit der Enthüllung des Watergate-Skandals in der "Washington Post" berühmt geworden und gilt seither als einer der renommiertesten Investigativjournalisten der USA. Seine Erkenntnisse wurden am Dienstag ebenfalls in der "Post" veröffentlicht. Sie sind ein Auszug aus seinem neuen Buch "War" (Deutsch: Krieg), das kommende Woche erscheinen soll.

Trump und Putin: Zwei gegen NATO und Ukraine?

Darin geht es nicht nur um Trumps Russland-Beziehungen. Es geht auch um den Einfluss der US-Präsidenten auf die Geopolitik, insbesondere auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Der "Post" zufolge präsentiert Woodward zahlreiche Interna - auch über Joe Biden. So berichtet der US-Sender CNN etwa, dass der amtierende US-Präsident laut Woodward den israelischen Premier Benjamin Netanjahu "son of a bitch" (Deutsch wörtlich: Hurensohn) genannt haben soll.

Trump lässt dementieren, der Kreml nur teilweise

Doch nichts davon generiert derzeit so viel Klicks im Internet wie die mutmaßliche Enthüllung über Donald Trump. Wohl auch, weil sie der "Washington Post" die Schlagzeile für die Vorab-Rezension des Buches lieferte. Trumps Wahlkampfsprecher Steven Cheung hat die Behauptungen als "erfunden" zurückgewiesen. Das Buch gehöre in die Abteilung Fiktion.

Putin und Macron an den gegenüberliegenden Enden eines ca. fünf Meter langen, weißen Tisch
Wladimir Putin (l.) wird eine panische Angst vor Krankheiten nachgesagt. Während der Coronapandemie empfing er Gäste, wie hier den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, an einem grotesk langen Tisch.Bild: Sputnik Kremlin/AP/picture alliance

Auch Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow hat verschiedenen Medien gegenüber verneint, dass es die mutmaßlichen Telefonate zwischen Putin und Trump gegeben habe. Der Washington Post bestätigte er hingegen die Lieferung von Coronatest-Ausrüstung, erinnerte aber daran, dass Russland den USA im Jahr 2020 ebenfalls medizinische Ausrüstung und Schutzkleidung geliefert habe.

Kamala Harris nutzt Enthüllung im Wahlkampf

Die Demokratische Partei nutzte schnell ihre Chance, die Enthüllungen für ihren Wahlkampf gegen Trump zu verwenden, der als republikanischer Kandidat ums Weiße Haus kämpft. Wenige Stunden nach Erscheinen des "Post"-Artikels postete Harris auf X ein Video mit einem Zusammenschnitt von Videoclips, in denen Donald Trump sein Verhältnis zu Putin lobt.

Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten kommentierte dazu: "NEUE ANZEIGE: Während die Amerikaner krank waren und keinen Zugang zu lebensrettenden COVID-Tests hatten, was hat Donald Trump da gemacht? Er schickte heimlich COVID-Tests an Wladimir Putin."

Welchen Einfluss die angebliche Enthüllung letztlich auf den Wahlkampf haben wird, steht derweil noch nicht fest, kommentierte TV-Sprecher Lawrence O'Donnell auf dem US-Sender MSNBC: Ein solcher Bericht hätte vor der Trump-Ära noch jede Präsidentschaftskandidatur beendet (…) und würde auch heute noch eine demokratische Kandidatur zerstören." Aber 47 Prozent der Stimmen seien Trump offenbar nicht zu nehmen; und wegen der Besonderheiten des US-Wahlsystems könnten diese ihm bei einer bestimmten Verteilung noch immer zum Wahlsieg verhelfen.

Trumps zweifelhafte Nähe zu Putin

Dass Donald Trump eine besonders gute Beziehung zu Putin pflege, behauptet nicht zuletzt er selbst immer wieder. Erst Ende September hatte er das bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in New York betont: Dies könne helfen, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, sollte er im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden.

Seine Gegner indes werfen Trump immer wieder eine zu große Nähe zum Kremlchef vor, sogar, dass er bisweilen im Interesse Moskaus handle. Ein Abkommen zum Ende des Ukrainekriegs, so eine der Befürchtungen, könne unter Trump große Zugeständnisse an Moskau bedeuten.

USA New York | Treffen von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj schütteln sich die Hände
Ende September trafen sich Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Trump Tower in New YorkBild: Alex Kent/Getty Images

Auch Trumps Sicht auf die NATO gibt vielen Anlass zur Sorge: Das nordatlantische Militärbündnis, das neben den USA und Kanada 30 europäische Staaten - nicht aber Russland und seine Verbündeten - umfasst, hat Trump als "obsolet" bezeichnet. Im Februar hatte er sogar behauptet, er würde Putin ermutigen NATO-Staaten anzugreifen, falls diese weniger in ihre Verteidigung investierten als sie als NATO-Mitglied eigentlich müssten.

Lässt sich Trump von Putin umgarnen?

Einigen Analysten gibt Trumps Haltung gegenüber Russland auch deshalb Rätsel auf, weil russische Falschinformationen im US-Wahlkampf 2016 erheblich zu Trumps Wahlsieg beigetragen haben könnten. Dies zumindest stellte Robert Mueller fest. Der mit dem Fall beauftragte Sonderberater konnte in seinem berühmten "Mueller Report" zwar keine Beweise für eine kriminelle Verschwörung erbringen. Wohl aber stellte er fest, dass die Trump-Kampagne versucht habe, ihre Kontakte zu russischen Agenten zu verschleiern, und dass Trump persönlich versucht habe, die Untersuchung zu behindern.

Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater H.R. McMaster schreibt über seine Zeit im Weißen Haus, dass es kaum möglich gewesen sei, sich mit Trump kritisch über dessen Russland-Politik auseinanderzusetzen. Seiner Darstellung nach wird Trump von Putin geschickt manipuliert: "Putin, ein skrupelloser ehemaliger KGB-Mitarbeiter, hat mit Schmeicheleien Trumps Ego und seine Unsicherheiten bedient."

Allerdings, schreibt McMaster auch, sei Trump nicht der erste US-Präsident gewesen, der Wladimir Putin unterschätzt habe. Auch George Bush jr. und Barack Obama hätten eine härtere Gangart mit dem Kreml stets abgelehnt.

Jan Walter Autorenfoto
Jan D. Walter Jan ist Redakteur und Reporter der deutschen Redaktion für internationale Politik und Gesellschaft.