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PolitikSyrien

Blutiger Widerstand von Assad-Sympathisanten in Syrien

26. Dezember 2024

Das gestürzte Regime ist noch längst nicht so überwunden, wie von der neuen Führung Syriens erhofft. Bei der geplanten Festnahme eines wichtigen Mitarbeiters des Diktators gibt es Tote. Auch ein Video sorgt für Aufruhr.

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Ex-Soldaten der syrischen Armee auf einem Gelände in Damaskus, wo Waffen abgegeben werden können. Im Vordergrund ein maskierter Angehöriger der neuen Sicherheitskräfte
Frühere Soldaten der syrischen Armee auf einem Gelände in der Hauptstadt Damaskus, wo Waffen abgegeben werden könnenBild: Emin Sansar/Anadolu/picture alliance

Bei einem mutmaßlichen Überfall von Anhängern des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad sind offiziellen Angaben zufolge 14 Sicherheitskräfte der Übergangsregierung getötet worden. Zehn weitere Personen seien verletzt worden, berichtete die syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf das Innenministerium in Damaskus. Die Angehörigen der neuen Führung seien im Gouvernement Tartus in einen Hinterhalt geraten und von "Überresten des kriminellen Regimes" attackiert worden, hieß es weiter.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien in der Nacht ergänzend berichtete, wollten örtliche Sicherheitskräfte den früheren Direktor von Assads militärischer Justizverwaltung in dessen Haus im Ort Tartus im Westen des Landes festnehmen, als junge Bewaffnete das Feuer auf sie eröffnet hätten. Bei dem Überfall der Assad-Anhänger seien auch drei der Täter getötet worden. Das Innenministerium der Übergangsregierung hatte zuvor vor Versuchen verbliebener Assad-Anhänger gewarnt, Syrien zu destabilisieren.

Tausende nach Aleppo-Video auf den Straßen 

Zudem kam es am Mittwoch zu wütenden Protesten wegen eines Videos, das einen Angriff auf einen alawitischen Schrein in der nordsyrischen Stadt Aleppo zeigt. Laut der Beobachtungsstelle entstand das Video Anfang Dezember, als die von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführten Milizen die Kontrolle über wichtige Städte, darunter Aleppo, übernommen hatten, was schließlich zum Sturz Assads führte. Bei der Attacke seien fünf Menschen getötet und das Heiligtum in Brand gesetzt worden.

Mit Gewehren bewaffnete Sicherheitskräfte der neuen syrischen Führung halten protestierende Alawiten in Damaskus in Schach
Sicherheitskräfte der neuen syrischen Führung halten protestierende Alawiten in Damaskus in SchachBild: Omar Sanadiki/AP Photo/picture alliance

An mehreren Orten an der Küste und im Zentrum Syriens gingen nach Bekanntwerden des Videos Tausende Alawiten auf die Straße. Bei den von den Demonstrationen betroffenen Orten handelt es sich der Beobachtungsstelle zufolge um Hochburgen der alawitischen Minderheit, welcher auch der gestürzte Präsident Assad angehört. Augenzeugen berichteten von Protesten in Tartus, Banias, Latakia und Dschableh an der Mittelmeerküste. Einige schätzten die Anzahl der Teilnehmer auf Tausende.

Demonstrant in Homs getötet

Die Beobachtungsstelle meldete auch Proteste in der Stadt Homs. Dort sei ein Demonstrant getötet worden, als Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten, um die Menschenmenge zu zerstreuen. Fünf weitere Teilnehmer seien verletzt worden. Auch in Kardahar, der Heimatstadt Assads, sei es zu Demonstrationen gekommen.

Die neuen syrischen Behörden erklärten, das Videomaterial sei "alt" und stamme "aus der Zeit der Befreiung" Aleppos unter der HTS-Miliz. Dahinter steckten "unbekannte Gruppen", und die "Wiederveröffentlichung" des Videos diene dazu, "in dieser sensiblen Phase Unruhe in der syrischen Bevölkerung zu stiften". Kämpfer unter Führung der HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Assad in Syrien beendet.

Rückkehr nach Syrien - Zwischen Hoffnung und Sorgen

Angesichts der Gewaltausbrüche warnte die Übergangsregierung davor, Medieninhalte zu verbreiten, die Spaltung und Diskriminierung unter den verschiedenen Gruppierungen und Minderheiten Syriens verschärften. "Um die nationale Einheit zu stärken und das syrische Gefüge mit all seinen Bestandteilen zu bewahren", sei es strengstens verboten, Inhalte sektiererischer Natur" zu verbreiten, teilte das Innenministerium  in Damaskus mit. Noch ist allerdings unklar, welche Maßnahmen die neue Führung zur Kontrolle und zur Vollstreckung des Verbots einsetzen will.

sti/se (afp, dpa, rtr)