Blick über die Grenzen: 14. Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen
Filmfestivals sind "wichtige kultische Feiertage der Kunst des Kinos", sagt Festivaldirektor Michael Kötz. Und so präsentiert das Festival, das Jahr für Jahr mehr Zuschauer anzieht, inzwischen auch Filme aus dem Ausland.
Menschen in Not: "Styx"
Eine Ärztin allein auf einem Segeltörn, konfrontiert mit der Natur und einer schicksalhaften Entscheidung. Der Kinofilm "Styx" feierte auf der Berlinale Premiere. Im September kommt der Film über Verantwortung und Hilfsbereitschaft in die Kinos - in Ludwigshafen ist er vorab auf großer Leinwand zu sehen. Solche Filme kommen auf Festivals groß raus, im Kinoalltag gehen sie trotzdem manchmal unter.
Deutsche Geschichte: "Der Hauptmann"
Auch ein Film wie "Der Hauptmann" des deutschen Regisseurs Robert Schwentke feierte 2017 internationale Premiere im kanadischen Toronto, lief dann aber nur vor kleinem Publikum in Deutschland. Schwentkes Film ist einer der herausragenden Beiträge des deutschen Kinos zum Thema Nationalsozialismus - aufwühlend und mutig in seinen Aussagen. Und in Ludwigshafen nominiert für den Filmkunstpreis.
Blick in die Zukunft: "In my Room"
Ebenfalls zum Filmfestival in Toronto 2018 (6.9. - 16.9.) wurde "In my Room" von Ulrich Köhler eingeladen. Zuvor kommen die Besucher des Festivals in Ludwigshafen in den Genuss, Köhlers filmische Dystopie - dem Gegenteil von Utopie - zu sehen. Hans Löw spielt einen Mann, der urplötzlich allein auf der Welt ist. Deutscher Kinostart für diese überaus originelle Filmparabel ist November 2018.
Formal eigenwillig: "Teheran Tabu"
Traditionelle Filmfestivals haben in Zeiten der Dominanz amerikanischer Blockbustern eine wichtige Funktion im Kulturleben. Sie zeigen Produktionen unbekannter Kino-Nationen und Filme über Themen, die in manchen Ländern Tabu sind. "Teheran Tabu" (2016) ist so ein Film: Ein Animationsfilm von Regisseur Ali Soozandeh, der formal eigenwillig von den Sehnsüchten und Träumen junger Iraner erzählt.
Preis I: Hans Weingartner
Festivals haben auch die Funktion, Filmschaffende mit Preisen auszuzeichnen. Regisseur Hans Weingartner bekommt den erstmals verliehenen "Regiepreis Ludwigshafen". Bekannt wurde Weingartner 2001 mit "Das weiße Rauschen". Ludwigshafen zeigt auch seinen neuen Film "303", sowie sein Gesamtwerk. So können die Zuschauer Zugang zu seinem vielseitigen Filmschaffen bekommen.
Preis II: Iris Berben
Eine politisch engagierte Schauspielerin wird in Ludwigshafen geehrt: Iris Berben (68) bekommt den Schauspielerpreis. Im deutschen Kino ist sie eine Institution - weil sie auf unzählige Rollen in TV und Film zurückblicken kann, und auch weil sie seit 2010 als Präsidentin der Deutschen Filmakademie Akzente setzt. Ihr neuer Film "Hanne", Regie Dominik Graf, ist für den Medienkunstpreis nominiert.
Blick über die Landesgrenzen: "Ava"
"In der aktuellen Debatte um 'Fremdenfeindlichkeit' spielt die Unkenntnis um das Fremde eine große Rolle", heißt es vom Festival. Erstmals wurde deshalb eine internationale Reihe ins Programm gehievt. Filme, die sich mit dem "Fremden" auseinandersetzen und in einigen Wochen in den Kinos starten, werden in Ludwigshafen vorab aufgeführt. Die herausragende Produktion "Ava" aus Frankreich gehört dazu.
Ferne Welten: "Nanouk"
Auch dieser Film gehört zur Auswahl internationaler Filme. Wo hat man schon einmal die Möglichkeit, den Film eines bulgarischen Regisseurs, der in der Eiswüste Jakutiens spielt - im Nordosten des asiatischen Teils Russlands - auf großer Leinwand zu sehen? "Nanouk" erzählt vom kargen Leben eines Eisfischers und seiner Frau. Beim sommerlichen Festival in Ludwigshafen eine kühle Filmüberraschung.
Blick zurück auf deutsche Filmexperimente
"Vielleicht wird man irgendwann in Zukunft, Filme einfach daheim haben und sie so oft man mag abspielen von einer Scheibe", sagte Werner Herzog vor 25 Jahren. Die Dokumentation "Der Film verlässt das Kino: Vom Kübelkind-Experiment und anderen Utopien" thematisiert Zukunftsvisionen deutscher Regisseure. Der Titel bezieht sich auf 25 Kurzfilme von Edgar Reitz (Bild) und Ulla Stöckl von 1969/70.
Unter freiem Himmel: "Das Leben ist ein Fest"
Festivals können auch und vor allem mit einem prunken: einer großen Leinwand und dem Gemeinschaftsgefühl. Eine Aufgabe, die sich Festivalmacher in Zeiten, in denen viele Filme nur noch auf ihrem Smartphone gucken, sehr zu Herzen nehmen. Die Open-Air-Reihe in Ludwigshafen zeigt Perlen des aktuellen Filmschaffens, wie die wunderbare französische Komödie "Das Leben ist ein Fest".