Blatter legt Einspruch ein
10. Januar 2016Die Akten Joseph S. Blatter und Michel Platini sind für die Ethik-Kommission des Fußball-Weltverbandes FIFA erwartungsgemäß noch lange nicht geschlossen. Nachdem die schriftlichen Begründungen für die Sperren von jeweils acht Jahren zugestellt worden sind, ist der formale Weg für einen Einspruch beim Berufungskomitee der FIFA und anschließend dem Internationalen Sportgerichtshof CAS geebnet. "Natürlich werden wir Einspruch einlegen", erklärte Blatters Anwalt Richard Cullen aus den USA der Nachrichtenagentur AFP.
Neue Vorwürfe gegen Blatter
Für Blatter zeichnet sich unterdessen nach dem Einspruch ein Kampf an zwei Fronten ab. Denn mittlerweile soll die Ermittlungskammer der Ethik-Kommission nach Recherchen der Zeitung "Welt am Sonntag" neue Untersuchungen gegen den Walliser wegen mutmaßlicher Verletzung seiner Kontrollpflicht gegenüber Valcke vorbereiten. "Es ist offensichtlich, dass auch Blatter bei dieser Sache mit im Boot ist", zitierte das Blatt einen FIFA-Mitarbeiter.
Valcke, einst Blatters rechte Hand, soll sich nach Erkenntnissen der Ermittler beim Ticketverkauf für WM-Endrunden persönlich bereichert haben. Zeugen zufolge hatte der 55-Jährige außerdem im Rahmen von Verhandlungen schon vor der Vergabe der WM-Endrunde 2022 an Katar erklärt, dass der Zuschlag für den Wüstenstaat bereits feststehen würde. "Er hätte Valcke stoppen müssen", erläuterte der FIFA-Angestellte Blatters mutmaßliches Versäumnis. Für Valcke hatten die Ethik-Fahnder in der vergangenen Woche bereits eine neunjährige Sperre beantragt.
Platini will ebenfalls kämpfen
Auch Platinis Anwalt rüstet sich zum Kampf um die Rehabilitierung des Franzosen. "Wir werden die Begründung genau durchlesen, analysieren und am Montag Einspruch vor der FIFA-Berufungskommission einlegen", sagte Thibaud d'Ales der französischen Nachrichtenagentur AFP. Für die schriftlich begründeten Einsprüche bei der FIFA-Berufungskommission haben Blatter und Platini, der am vergangenen Donnerstag aus Zeitgründen seine Kandidatur für Blatters Nachfolge bei der Wahl auf dem FIFA-Kongress am 26. Februar in Zürich zurückgezogen hatte, sieben Tage Zeit.
Beide pochen trotz der angeblich jahrelangen Verzögerung auf die vermeintliche Rechtmäßigkeit der Zahlung als Honorar für Platini und drängen auf eilige Verfahren: Blatter möchte auf dem FIFA-Kongress noch einmal gefeiert werden können, und Platini hofft wenigstens noch für die EM-Endrunde in seinem Heimatland (10. Juni bis 10. Juli) auf seine Rückkehr auf den UEFA-Chefsessel. Blatter und Platini waren am 21. Dezember von FIFA-Richter Hans-Joachim Eckert für alle Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen worden. Grund war eine Zahlung von zwei Millionen Franken aus dem Jahr 2011 von der FIFA an Platini. Blatter hatte dies als verspätetes Gehalt wegen Platinis Tätigkeit als Präsidentenberater in den Jahren 1999 bis 2002 erklärt.
og (sid/dpa)