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Blair der Zauderer

Eva Kötting8. Januar 2002

Die Briten und ihr zwiespältiges Verhältnis zum Euro

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Soll er es wagen oder nicht? - Tony Blair schreckt noch vor einem Euro-Referendum zurückBild: AP

Ein bisschen fühlt man sich noch wie eine Weltmacht, zumindest ist man einer Weltmacht nahe. Die Briten rühmen sich besonders einer engen Partnerschaft mit den USA. Die Isolation beim Euro ist selbstgewählt, und auch darauf waren die Briten bisher stolz.

Das Euro-Experiment werde Europa, also die Anderen, ruinieren. Der Euro sei zum Scheitern verurteilt. Niemals, so die zahlreichen Euro-Gegner, werde man das Pfund aufgeben.

Die Euro-Euphorie schwappt langsam über den Kanal

Doch langsam dämmert den Briten, dass ihre Sonderrolle in Wirklichkeit eine Außenseiterrolle ist. Euro-Land feiert die neuen Münzen und Scheine und den Briten bleibt nur das Gefühl, eine große Party verpasst zu haben. Die Euphorie, die über den Kanal schwappt, können selbst die Briten nicht mehr ignorieren.

Die Wirtschaft schafft unterdessen längst Tatsachen. Sie will das Geschäft mit dem Euro nicht verpassen und akzeptiert den Euro als Parallelwährung an ihren Kassen. Wirtschaftlich und auch politisch, diese Auffassung setzt sich durch, kann es Großbritannien sich auf Dauer nicht leisten, aus dem Euro draußen zu bleiben.

Tony Blair zaudert

Premierminister Tony Blair hat dies längst erkannt. Ihn drängt es in den Euro. Doch noch scheut er das offene Wort. Er spricht kryptisch davon, dass sein Land in der Geschichte der europäischen Einigung viele Chancen verpasst habe. Und jeder weiß doch, dass er damit auch den Euro meint. Blair hat mächtige Gegner. Sein Schatzkanzler Gordon Brown steht dem Euro skeptisch gegenüber. Fast die gesamte britische Presse lehnt ihn ab.

Und Blair steht sich selbst im Weg. Er ist nicht risikobereit, möchte die Kontrolle behalten. Der Bevölkerung hat er ein Referendum über den Euro-Beitritt versprochen. Doch dies wird nicht ohne Risiko sein. Denn die Briten lieben den Euro nicht, auch wenn sie inzwischen der Ansicht sind, dass der Euro-Beitritt unvermeidbar ist.

Aus den Reihen der Regierung kommen deshalb widersprüchliche Aussagen, wohl um keine Seite zu verprellen. Der eine Minister spricht davon, der Euro werde auch im Königreich kommen. Ein anderer sagt: Das Ende des Pfundes sei noch längst nicht beschlossen. Die Regierung kann diese Hängepartie nicht lange durchhalten, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Blair der Zauderer muss nun endlich klare Stellung beziehen. Auch wenn er damit aneckt und die mächtige Presse gegen sich aufbringt. Wenn Blair den Euro will, dann muss er für ihn werben, die Mythen zerstören und durch Fakten ersetzen. Viele Briten lehnen den Euro nämlich aus sentimentalen und nicht rationalen Gründen ab. Zumindest mit einem Mythos räumte ein Labourpolitiker nun auf: Der Kopf der Queen werde selbstverständlich auch auf britischen Euro-Münzen seinen Platz haben.