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Bis zum Mond und noch viel weiter

Frank Sieren22. November 2014

China ist auf dem besten Weg, die führende Raumfahrtnation der Welt zu werden, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Modell des geplanten Mars Rover auf der Luftfahrtschau in Zhuhai (Foto:Xinhua/Liang Xu/Landov)
Modell des geplanten "Mars Rover" auf der Luftfahrtschau in ZhuhaiBild: picture alliance/landov

So einig sich die großen asiatischen Staaten darin sind, gegen den Westen zu wettern, desto zerstrittener sind sie, wenn es darum geht, ihm nachzueifern in Richtung Mond, Mars und mehr. Bisher stand eigentlich die Weltraumsupermacht fest, nachdem den USA die Luft ausgegangen war: Russland blieb übrig. Doch dieser Status wankt, denn Russlands asiatische Nachbarn sind fleißig dabei, ebenfalls in neue Tiefen vorzudringen. Besonders Peking rückt Moskau mehr und mehr auf die Pelle. Das Riesenreich ist die einzige Nation, die es außer den Amerikanern und den Russen bisher auf den Mond geschafft hat.

Letztes Jahr ist der Jadehase, Chinas Mondroboter, erfolgreich auf der Mond-Oberfläche gelandet. Auch wenn die Verbindung bald abbrach und nun niemand weiß, wo der Jadehase herumhoppelt, geht das Weltraumprogramm der Chinesen ganz nach Plan weiter. Fairerweise muss man sagen: Auch bei Anderen läuft nicht immer alles rund, wenn es um Ausflüge in den Weltraum geht. Ende Oktober gingen in den USA gleich zwei Missionen daneben. Zuerst explodierte der unbemannte Versorgungsfrachter "Cygnus", der eigentlich die Raumstation ISS mit neuen Vorräten versorgen sollte. Zwei Tage später stürzte dann auch noch das private Raumschiff "SpaceShipTwo" des Unternehmers Richard Branson bei einem Testflug ab.

Signal an den Nachbarn Indien

Für die Chinesen lief es in der gleichen Woche deutlich besser: Sie schickten erfolgreich eine neu entwickelte Raumkapsel auf einen Testflug ins All. Die Kapsel soll eines Tages die ersten Chinesen, die es auf den Mond schaffen, sicher auf die Erde zurückbringen. Und letzte Woche setzten die Chinesen noch einen drauf: Auf der Luftschau im südchinesischen Zhuhai war der erste Prototyp eines Mars-Roboters zu bestaunen. Die Chinesen sind sicher, dass dieser neue Jadehase seinen Job verlässlicher machen wird. Geplant ist diese Mission allerdings erst für 2020. Und die ersten Proben vom Mars sollen dann 2030 wieder auf der Erde landen.

DW-Kolumnist Frank Sieren (Foto: Frank Sieren/DW)
DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Das ist noch lange hin. Warum also schon jetzt die Präsentation? Peking setzt damit ein klares Zeichen. Ein Zeichen in Richtung eines asiatischen Nachbarn, der ihm im Kampf um die Weltraumkrone in Asien am ehesten gefährlich werden kann. Denn bereits vor zwei Monaten hat Indien als erstes asiatisches Land erfolgreich eine Sonde in die Umlaufbahn des Mars gebracht. Außer den USA und Europa ist Indien das einzige Land, das dies bisher geschafft hat. Aber so toll das Ganze für Indien klingen mag, umso schmerzlicher ist es für Pekings Ego, dass die Inder mit einem Budget von weniger als 100 Millionen US-Dollar eine Sonde zum Mars schießen, während sie selbst und die USA Milliarden an US-Dollar pro Mission verpulvern.

Noch fehlt es am Know-how

Umso schneller ist es aber auch wieder vergessen. Denn anders als China hat Indien nicht vor, in näherer Zukunft auf dem Mars zu landen. Und könnte es auch gar nicht. Denn die Inder haben das Trainingscamp "Mond" ausgelassen und damit wichtige Erfahrungen und Experimente übersprungen. Peking dagegen diversifiziert auch im All sein Portfolio: Nicht nur werden Missionen zum Mond und Mars durchgeführt, sondern es ist auch der Bau eines Weltraumlabors geplant, aus dem in den nächsten sechs Jahren eine eigene Raumstation hervorgehen soll. Und in Anlehnung an den jüngsten Erfolg der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) sollen auch Sonden zu Kometen geschickt werden, die sich der Erde nähern.

Das klingt ganz so, als wäre die nächste große Raumfahrernation schon gekrönt. Doch die Chinesen wissen, dass ihnen noch so manches Know-how fehlt. Die Tragleistung der Raketen hängt noch weit hinter jener der amerikanischen oder russischen zurück, so dass nur kleine Roboter und Sonden befördert werden können. Außerdem ist die Kommunikationstechnologie noch nicht für das tiefere Weltall ausgelegt. Viel Zeit und Geld wird Peking aber trotzdem weiterhin investieren. Schließlich geht es für China nicht nur um Raumfahrerprestige. Als einzige Weltraumnation überhaupt geben die Chinesen ganz offen zu, dass bei den Ausflügen ins All nicht nur geforscht sondern vor allem neue Rohstoffquellen erschlossen werden sollen. Ein handfester Grund also für die rohstoffhungrigste Nation der Welt, um weiter zu machen.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.