BioNTech/Pfizer in USA bald auch für Kinder
27. Oktober 2021Ein unabhängiger Beratungsausschuss der US-Arzneimittelbehörde FDA ist der Auffassung, dass der Nutzen einer Impfung mögliche Risiken deutlich überwiegt. Die Experten hoben hervor, dass das Coronavirus auch für Kinder gefährlich ist.
Jüngere Kinder würden "alles andere als von COVID-19 verschont", sagte FDA-Wissenschaftler Peter Marks. In der Altersgruppe seien in den USA 1,9 Millionen Corona-Infektionen, mehr als 8300 Krankenhauseinweisungen - mit einer Behandlung auf der Intensivstation in einem Drittel der Fälle - und rund 100 Todesfälle registriert worden.
Die Entscheidung des Beratungsausschusses ist nicht bindend, die FDA folgt den Fachleuten aber in der Regel. Ein endgültiger Beschluss der US-Arzneimittelbehörde wird noch in dieser Woche erwartet. Im Anschluss muss sich formell noch die Gesundheitsbehörde CDC damit befassen.
Eine Impfkampagne für die 28 Millionen betroffenen Kinder in den USA könnte laut Weißem Haus bereits im November starten. Die Regierung werde binnen weniger Tage nach einer Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern.
Der US-Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Partner BioNTech hatten Anfang Oktober in den USA eine Notfallzulassung für den entsprechenden Einsatz beantragt. Das Vakzin soll in der Altersgruppe geringer dosiert werden als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Für Kinder über zwölf Jahre ist der Impfstoff bereits genehmigt.
BioNTech/Pfizer: Impfstoff für Kinder sicher und gut verträglich
Eine klinische Studie zeigte nach Angaben von BioNTech/Pfizer, dass der Impfstoff für Kinder dieser Altersgruppe "gut verträglich" sei und eine "starke Immunantwort" einen Monat nach der zweiten Dosis hervorrufe. An der Studie nahmen 2268 Kinder der Altersgruppe teil.
Für Kinder unter zwölf Jahren ist in europäischen und vielen anderen Ländern bislang kein Corona-Impfstoff zugelassen. Der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, rechnet mit einer Zulassung des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA frühestens Mitte November. "Wir werden dann auf die Stiko-Empfehlung warten."
Deutsche Stiko hat noch Bedenken
Für Deutschland sei die Frage der Bewertung des Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige noch offen, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens. Für das Gremium stelle sich das gleiche Problem wie vor der Impfempfehlung für die 12- bis 17-Jährigen, sagte Mertens. "Kinder haben eine sehr geringe Krankheitslast durch SARS-CoV-2. Es gilt deshalb, erwartbare positive Effekte und denkbare unerwünschte Wirkungen durch die Impfung sehr genau gegeneinander abzuwägen." Die Stiko werde wieder eine eigene Datenanalyse durchführen.
Die Ausgangslage in den USA ist für Mertens nicht mit der hiesigen vergleichbar. "Kinder dort erkranken offenbar deutlich häufiger schwer an COVID-19. Möglicherweise liegt das an dem dortigen Gesundheitssystem und dem höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren wie zum Beispiel metabolischem Syndrom oder schlecht eingestelltem Diabetes."
qu/ml (dpa, afp, rtr)