Bin Hammam bricht Schweigen in WM-Affäre
13. Januar 2018Mohamed Bin Hammam ist die Schlüsselfigur in der Affäre um die Fußball-WM 2006 in Deutschland - und bislang war von ihm in der Angelegenheit nicht viel zu hören. Nun aber hat der frühere FIFA-Vizepräsident gesprochen. Der katarische Unternehmer bestätigte gegenüber der ZDF-"Sportreportage", dass er das Geld erhalten habe. Den Zweck der Zahlung ließ Bin Hammam aber offen und bestreitet eine damit verbundene Bestechung aus Deutschland.
"Die 6,7 Millionen Euro sind auf mein Konto geflossen", sagte der inzwischen gesperrte Spitzenfunktionär. "Aber ich würde gerne wissen, warum Deutschland mich hätte bestechen sollen, für etwas, was sie schon erhalten haben. Die Summe ist erst nach der WM-Vergabe auf meinem Konto eingegangen."
Über die Schweiz nach Katar
Die Millionensumme und ihre Verwendung sind eine der zentralen offenen Fragen in der Affäre um die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Deutschland im Jahr 2000. Das Geld floss im Jahr 2002 von einem Konto von Franz Beckenbauer und seinem später verstorbenen Manager Robert Schwan über die Schweiz auf ein Konto in Katar, das zum Firmengeflecht von Bin Hammam gehörte. Kurz darauf erhielt Beckenbauer diese Summe als Darlehen vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zurück, der wiederum sein Geld drei Jahre später vom DFB zurückforderte. 2005 überwies der Verband die 6,7 Millionen Euro über ein Konto des Weltverbandes FIFA an Louis-Dreyfus.
"Ich weiß es nicht"
Wofür also floss das Geld zu Bin Hammam? "Ich weiß es nicht. Nein, natürlich weiß ich es. Aber entschuldigen Sie - das interessiert doch nur Sie, keine anderen", antwortete dieser dem ZDF. Mögliche Korruption rund um die Vergabe der Weltmeisterschaft in seine katarische Heimat bestritt Bin Hammam für seine Person ebenfalls. Die Vorwürfe beträfen nicht ihn. "Das sind nur Anschuldigungen und bleiben Anschuldigungen", sagte der 68-Jährige. Er ist wegen wiederholter Verstöße in seiner Zeit als Präsident der asiatischen Konföderation und als Mitglied des damaligen FIFA-Exekutivkomitees für jede Tätigkeit im Fußball gesperrt.
Schwere Steuerhinterziehung?
DFB-Chef Reinhard Grindel hatte Anfang Dezember in der "Sport Bild" erklärt, er strebe ein persönliches Treffen mit Bin Hammam in Katar an. Franz Beckenbauer, damals Chef des Organisationskomitees der WM, hat stets eine Bestechung bei der WM-Bewerbung zurückgewiesen. Der DFB verschleierte das Geld nach Ansicht der Finanzbehörden in seiner Steuererklärung für 2006 als Kostenbeitrag zu einer WM-Gala, die am Ende nie stattfand. Das Finanzamt sieht darin inzwischen einen schweren Fall von Steuerhinterziehung und fordert eine Millionen-Nachzahlung.
ml/mrl (dpa, sid)