Billiger Sprit schadet Elektroautos
14. Dezember 2015Wegen sinkender Preise für Benzin und Diesel kaufen Autofahrer einer aktuellen Studie zufolge noch seltener Elektrofahrzeuge. "Alternative Antriebe werden trotz Klimadiskussion ausgesondert", schreibt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Etwa die Hälfte der neuzugelassenen Elektroautos seien Hersteller-, Händler- oder Mietfahrzeuge. "Die echten Neuwagenkäufer lassen sie aufgrund der höheren Preise und aufgrund des billigeren Treibstoffs immer stärker links liegen."
Der Anteil von Fahrzeugen mit Elektro-, Hybrid und Gasantrieben an den Neuzulassungen sei seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen. In den ersten elf Monaten dieses Jahres habe er nur noch 1,5 Prozent betragen. "Übers Gesamtjahr 2015 hochgerechnet werden damit nur 16.600 Neuwagen mit alternativen Antrieben von Privatkäufern gekauft", heißt es in dem Bericht des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, das Dudenhöffer leitet.
Bundesregierung hält an Ziel fest
Die Bundesregierung hält dennoch an ihrem Ziel fest, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen. Dazu zählen aber auch Fahrzeuge mit anderen alternativen Antrieben wie Hybrid-Autos, die sowohl Verbrennungs- als auch Elektromotor haben. Dudenhöffer sieht das Vorhaben äußerst skeptisch, vielmehr werde sich der Negativtrend fortsetzen, da die Treibstoffpreise auch 2016 niedrig blieben.
Eine erhebliche Rolle spiele zudem der Steuervorteil für Diesel in Deutschland, so Dudenhöffer weiter. Die Bundesregierung habe angesichts des niedrigen Dieselpreises - zuletzt kostete der Liter weniger als einen Euro und damit so wenig wie seit gut zehn Jahren nicht - die "historische Chance" verpasst, "die willkürlich niedrigere Besteuerung von Dieselkraftstoff schrittweise abzubauen". Dabei trügen Diesel-Autos dazu bei, dass in vielen Großstädten mit hohen Stickoxid-Belastungen die EU-Grenzwerte deutlich überschritten würden.
ul/bea (dpa)