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Die Macht der sozialen Herkunft

11. Dezember 2014

Der "Chancenspiegel" der Bertelsmann-Stiftung weist einmal mehr auf eine Binsenweisheit hin - die gleichwohl nicht oft genug in Frage gestellt werden kann: die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft.

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Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Bonn (Foto: DW/P. Henriksen)
Bild: DW/P. Henriksen

Sozial benachteiligte Kinder haben in Deutschland weiterhin schlechtere Bildungschancen. Das zeigt der neue "Chancenspiegel", den die Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Technischen Universität Dortmund und der Friedrich-Schiller-Universität Jena veröffentlicht. Neben der sozialen Herkunft spielt auch der Wohnort eine immer wichtigere Rolle, denn die Bildungschancen sind laut der Studie auch innerhalb der einzelnen Bundesländer regional "höchst ungleich verteilt", was die Autoren als "im Ausmaß überraschend" bezeichnen.

"Stetige, aber nur langsame Fortschritte"

Insgesamt mache die Chancengerechtigkeit in den deutschen Schulsystemen "zwar stetige, aber nur langsame Fortschritte". Weniger Jugendliche verließen die Schule ohne Abschluss, und der Anteil der Hochschulzugangsberechtigten steige. Jedoch hätten Neuntklässler aus höheren sozialen Schichten etwa in Mathematik bis zu zwei Jahre Vorsprung vor ihren Klassenkameraden aus bildungsferneren Familien. Als Konsequenz aus den Erkenntnissen fordert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, einen erheblich schnelleren Ausbau der Ganztagsangebote, denn diese könnten potenziell am ehesten die Nachteile derjenigen Kinder ausgleichen, die in ihren Familien nur geringe Unterstützung erfahren würden.

Der "Chancenspiegel" analysiert jährlich, wie gerecht und leistungsstark das jeweilige Schulsystem der Bundesländer ist. Bildungsforscher vergleichen dafür die Durchlässigkeit der Schulsysteme sowie die Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, sich gut ins Schulsystem zu integrieren, fachliche Kompetenzen zu entwickeln und gute Abschlüsse zu erhalten. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Unterschiede zwischen den Bundesländern groß sind, aber kein Land in allen Bereichen an der Spitze oder am Ende steht.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung (Foto: Arne Wychardt).
Jörg Dräger vom Vorstand der Bertelsmann StiftungBild: Arne Wychardt

Erstmals auch Städte und Kreise untersucht

Erstmals untersuchte der "Chancenspiegel" nicht nur die Länderebene, sondern auch die Kreise und kreisfreien Städte. Die Bildungschancen sind demnach auf der kommunalen Ebene höchst ungleich verteilt. In Bayern etwa verlassen landesweit nur 4,9 Prozent der Jugendlichen ohne Abschluss die Schule. Regional allerdings schwankt dieser Anteil zwischen 0,7 Prozent und 12,3 Prozent - auch bedingt durch das jeweilige Schulangebot vor Ort. In Sachsen machen 44,7 Prozent der Schüler Fachabitur oder Abitur, aber auch hier liegt die kommunale Spannbreite zwischen 32 und 63 Prozent.

sti/cr (afp, kna)