Bildergeschichten: Bella Italia
9. Oktober 2013Ein junges Pärchen schlendert im August 1957 entspannt durch Rom und zieht sich dabei den aufmerksamen Blick eines römischen Priesters zu. Ist die legere Kleidung angesichts des heißen Sommerwetters einfach nur praktisch oder doch ein wenig zu sittenlos? Die Meinungen der Italiener gehen dazu in den 50er Jahren fraglos auseinander. Unumstritten ist allerdings, dass zu diesem Zeitpunkt der Anblick deutscher Touristen allmählich zur Normalität wird.
Die Deutschen kommen
Das westdeutsche Wirtschaftswunder macht in diesen Jahren mobil, die Motorisierung bringt einen neuen Tourismus. Langsam, aber stetig greift er um sich: 1952 hat nur ein Viertel der erwachsenen Westdeutschen eine Urlaubsreise gemacht, 1955 sind es schon die Hälfte. Vor allem wer schon ein Gogomobil, eine Isetta oder einen VW sein Eigen nennen kann, bricht bald in den Billig-Urlaub der Zeit auf: zum Camping in den Süden.
Zum Symbol der Massenmobilisierung wird schließlich der "Käfer" – und zugleich wichtiges Vehikel des aufkeimenden Italien-Tourismus: Eng gequetscht quälen sich die Reisehungrigen mühsam über die Passstraßen gen Süden. Den bissigen Kommentar zum sommerlichen Treiben steuerte später der Historiker Golo Mann bei, der über die Volkswagen schrieb, dass diese geschafft hätten, "was die Panzer nicht leisten konnten. Scharen von Deutschen, so zahlreich wie Hitlers Millionen-Armee, breiten allsommerlich sich über Europa aus, diesmal nicht, um zu erobern, sondern um sich ihres Lebens zu freuen."
Daheim in Deutschland blüht ganzjährig der Traum von Bella Italia. Die Touristik-Werbung kommt auf Touren, Illustrierte und Filme transportieren die entsprechenden Bilder, und die Schlager komplettieren die Sehnsucht: "Laß uns träumen am Lago Maggiore" und immer wieder die "Capri-Fischer", gesungen von Rudi Schurike. Doch der Traum vom Süden geht schon jetzt über Italien hinaus: 1953 fliegen die ersten Pauschaltouristen nach Mallorca.