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Binanz der EU-Sanktionen gegen Russland

Bernd Röder und Harald Schmidt (dpa)9. März 2015

Die Sanktionen gegen Russland scheinen ökonomisch zu wirken. Betroffen sind aber auch deutsche Exporteure. Für sie könnte es noch schlimmer kommen, denn die Konkurrenz aus Asien steht schon bereit.

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Rossiya Bank St. Petersburg
Bild: picture alliance/Russian Look

Es ist ein Scherz mit Hintersinn: "Der Wert des Rubels hat de facto um 30 Prozent zugenommen", sagt Sergej Sumlenny, Experte für die Sanktionen gegen Russland bei der Beratungsfirma Russia Consulting. Er meint die Geldscheine selbst. Denn die Farbe, mit der die Banknoten gedruckt werden, kommt aus der Schweiz und ist in russischer Währung gerechnet deutlich teurer geworden. Der Rubel selbst aber hat in den vergangenen Monaten zum US-Dollar, Euro und auch Schweizer Franken deutlich an Wert verloren.

Ein Grund: Als vor einem Jahr Russland die völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Halbinsel Krim annektierte, verhängten Europäische Union und USA Sanktionen. Zunächst wurden am 17. März 2014 Kontosperrungen und Einreiseverbote für russische Funktionäre beschlossen. Am 1. August kamen Handelsbeschränkungen für den Finanz-, Energie- und Militärsektor hinzu, die einen Monat später verschärft wurden.

Sanktionen sind keine Einbahnstraße

Russland ist zwar getroffen, aber auch deutsche Unternehmen und ganze Branchen ziehen eine düstere Zwischenbilanz. Die deutschen Exporte nach Russland gingen von 36,1 Milliarden im Jahr 2013 auf 29,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zurück, das entspricht einem Minus von gut 18 Prozent. Unter den jetzigen Vorzeichen, meint Volker Treier, der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), könnte es 2015 "nochmals 10 Prozent runter" gehen.

Das hänge auch mit einem Verzögerungseffekt zusammen. Das seit August bestehende Exportverbot für zivile Güter, die auch militärisch genutzt werden können, gelte zwar nur für neue Abschlüsse. Alte Aufträge hätten die Unternehmen noch abarbeiten könne, jetzt aber fehlten neue Verträge, erklärt Treier am Montag bei einer Podiumsdiskussion in Berlin.

Die russische Rezession hat auch andere Gründe

Einig sind sich die Experten darin, dass die Handelsbeschränkungen nicht der Hauptgrund für Russlands Absturz in die Rezession sind. "Diese Maßnahmen sind nicht in erster Linie ausschlaggebend für die wirtschaftliche Situation in Russland", sagt Sergej Babkin, Leiter der Wirtschaftsabteilung der russischen Botschaft in Deutschland: "Es liegt an der Struktur der Wirtschaft."

Gemeint ist damit die starke Abhängigkeit von Öl, Gas und anderen Rohstoffen. Der Verfall des Ölpreises war zuletzt der entscheidende Faktor, der die Konjunktur Russlands erlahmen ließ. Er führte auch dazu, das der Rubel im Vergleich zum Euro heute nur noch halb so viel wert ist wie vor einem Jahr. Der DIHK und der Ost-Ausschuss der Wirtschaft rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt Russlands in diesem Jahr um drei bis fünf Prozent sinken wird.

Deutsche Maschinenbauer fürchten die Asiaten

Besonders hart trifft die Krise im Russland-Geschäft die deutschen Maschinenbauer. "Unsere Exporte nach Russland sind 2014 um 17 Prozent eingebrochen", sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA. Das klinge zwar harmlos, zumal die Schlüsselindustrie ursprünglich ein Minus von bis zu einem Drittel befürchtet hatte. "Aber nominal haben wir Geschäft im Volumen von 1,3 Milliarden Euro verloren." Ein Zweig wie die Bergbaumaschinenbauer büßte sogar 39 Prozent ein.

Die Maschinenbaubranche, die 2014 mit 22 Prozent mehr als ein Fünftel aller deutschen Russland-Exporte lieferte, will ihre Geschäftsbeziehungen weiterhin pflegen, um sie nicht an die Konkurrenz aus China zu verlieren. Wiechers weiß: "Je länger die Krise dauert, umso schwieriger wird es." Das sehen auch die in Berlin versammelten Unternehmer so. Wo die Europäer wegen der Sanktionen nicht mehr zuverlässig liefern können, seien Konkurrenten aus China und Südkorea schnell auf der Matte. Und damit hat auch Kremlchef Wladimir Putin immer wieder gedroht.