Jetzt auch Job-Abbau bei Amazon
15. November 2022Die großen Technologieunternehmen reduzieren Kosten - und dazu gehört meist auch ein Personalabbau. So will nun offenbar auch Amazon 10.000 Stellen abbauen, das hat der weltgrößte Online-Händler zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber Beobachter rechnen damit, dass schon bald mit dem Jobabbau begonnen wird. Damit reiht Amazon sich ein in einige andere große Technologie-Unternehmen, die dies in den letzten Tagen ebenfalls schon getan hatten.
"Wir sehen natürlich eine deutliche Wachstumsverlangsamung in der gesamten Branche, zumindest in den Teilen der Branche, die sehr stark am Endkonsumenten hängen und die dementsprechend unter der Kaufzurückhaltung wegen der hohen Inflation leiden", sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Vermögensverwaltung Capitell. Deshalb versuchten diese Unternehmen jetzt Kosten zu sparen.
Das will auch der neue Twitter-Chef Elon Musk so handhaben, obgleich dessen Aktionen eher erratisch erscheinen. Auch er will tausende Stellen streichen. Twitter habe das gleiche Problem, glaubt Schickentanz: "Man hat ein Geschäftsmodell, das man dringend wirtschaftlich gestalten muss." Möglicherweise habe Twitter in der Vergangenheit einen deutlich zu hohen Personalbestand vorgehalten.
Geschäftsmodelle überwiegend intakt
Über einen Kamm scheren lassen sich die verschiedenen großen Technologiekonzerne zwar nicht. Doch grundsätzlich hätten sie Zukunft, sie gehörten inzwischen zur Grundversorgung, meint Stefan Riße, Kapitalmarktstratege des Vermögensverwalters Acatis. Auch in zehn Jahren werde man sehr wahrscheinlich Google noch als Suchmaschine oder auch Google Maps nutzen und auf YouTube Videos schauen: "Wer glaubt denn, dass wir in zehn Jahren wieder alles beim Otto-Versand bestellen und nicht bei Amazon?" Genauso dürfte in zehn Jahren Microsoft noch führender Anbieter von Betriebssystemen sein. Diese Unternehmen hätten Monopolstellung erreicht: "Das erlaubt ihnen auch, nach Belieben die Preise für ihre Produkte festzusetzen." Damit seien sie auch eher Profiteur der Inflation, weil sie solche Preiserhöhungen weitergeben könnten.
Eine Ausnahme nennt Riße jedoch: Die Facebook-Mutter Meta. Abgesehen von WhatsApp, das wegen der fehlenden Werbung aber keine Erlöse einspiele, gehört zum Facebook-Konzern zwar auch Instagram. Das spiele zwar Geld ein, aber unterliege dem Zeitgeist, viele vor allem junge Nutzerinnen und Nutzer seien inzwischen zu Tiktok weitergezogen. Und Facebook selbst wachse auch kaum noch. Gleichzeitig ist der Markt skeptisch, ob sich die Idee von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg durchsetzen kann, der ein Metaverse, also eine Verknüpfung von digitalen und realen Welten umsetzen möchte, eine Idee, die bisher vor allem sehr viel Geld verschlungen hat.
Keine Internetblase
Auch Amazon hat mit hohen Kosten für neue Geschäftsfelder zu kämpfen, die physischen Läden und die Gesundheitsdienste sind bisher nicht so erfolgreich wie erhofft, auch die Alexa-Lautsprecher werfen bisher kaum Gewinne ab. Die Geschäftsmodelle aber seien auch auf längere Sicht völlig intakt, sagt auch Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank, und verweist auf die weitere Digitalisierung: "Da sind wir immer noch erst in den Anfängen. Auch im Bereich von Robotics und Cloud Computing ersetzen die Maschinen uns Menschen."
Der internationale Wettbewerb sorge dafür, dass Unternehmen sich immer effizienter aufstellen müssten, immer virtueller werden müssen. "Das hat nichts mit einer Internetblase oder dem Neuen Markt zum Beginn des Jahrtausends zu tun. Um da erfolgreich zu sein, müssten die Firmen allerdings auch die Kostenstrukturen in den Griff bekommen.