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Steinhaus im Iran wegzensiert

Stefan Nestler mit dpa, focus.de, sport1.de
8. Mai 2018

Bei der Übertragung des Bundesligaspiels in Köln blendet Irans Staatsfernsehen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus konsequent aus. Frauen und Männer-Fußball passen in den Augen des iranischen Klerus nicht zusammen.

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Bibiana Steinhaus (r.) schickt Kölns Trainer Stfan Ruthenbeck auf die Tribüne. Foto: dpa-pa
Bibiana Steinhaus (r.) schickt Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck auf die TribüneBild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

"Es war ein anstrengendes Spiel für die Zensurmeister im Iran", twitterte ARD-Korrespondentin Natalie Amiri aus Teheran. Sie meinte die Bundesligapartie am vergangenen Samstag zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern (1:3), die von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus geleitet wurde. Immer dann, wenn die 39-Jährige in Nahaufnahme gezeigt wurde, sahen die Zuschauer im iranischen Staatsfernsehen Bilder von den Tribünen im Kölner Stadion. Offenkundig wollen die Verantwortlichen nicht, dass die Bevölkerung im Iran mit eigenen Augen sieht, dass ein Männer-Fußballspiel auch von einer Frau geleitet wird.

Erfahrene Schiedrichterin

Bibiana Steinhaus pfeift seit Anfang dieser Saison als erste Frau Spiele der ersten Bundesliga. Ihr Debüt hatte sie am 10. September 2017 beim Spiel Hertha BSC gegen Werder Bremen gegeben. Zuvor war die Polizistin bereits jahrelang als Vierte Offizielle in der 1. Liga eingesetzt worden. Seit 2007 hatte Steinhaus Zweitliga-Spiele der Männer geleitet.

Stadionverbot  für iranische Frauen bleibt vorerst

Im Iran dürfen Frauen seit fast 40 Jahren keine Fußballstadien besuchen. Nach einem Besuch von FIFA-Präsident Gianni Infantino Anfang März in Teheran hatte der Fußball-Weltverband verkündet, dass Präsident Hassan Ruhani das Verbot bald aufheben werde. Die iranische Regierung hatte wenig später widersprochen. Das Verbot werde in anderen Sportarten gelockert, vorerst jedoch nicht im Fußball, sagte Innenminister Abdulresa Rahmani Fasli. Der einflussreiche Klerus im Land bleibt in der Sache hart. So lehnten die religiösen Führer den Vorschlag des Sportministeriums ab, Frauen auf "Familientribünen" zuschauen zu lassen.

Weibliche Fußballfans als Männer verkleidet

Immer wieder gibt es in den sozialen Netzwerken Berichte darüber, dass iranische Frauen sich als Männer verkleiden und so versuchen, in Fußballstadien zu gelangen. Allein beim Teheran-Derby am 1. März zwischen Persepolis FC, bei dem der Deutsche Winfried Schäfer auf der Trainerbank sitzt, und Esteghlal FC (1:0), sollen 35 verkleidete Frauen festgenommen worden sein. Innenminister Fasli sagte, die Frauen seien "lediglich zu einem geeigneten Ort" gebracht worden.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter