Biafra-Krieg: Dem Hungertod entronnen
Er war keine zwei Jahre alt, als der Biafra-Krieg begann. Fast wäre Theophilus Chukwuemeka Amadi damals verhungert. 50 Jahre nach dem nigerianischen Bürgerkrieg berichtet er anderen von den Schrecken dieser Zeit.
Zweieinhalb Jahre Krieg
Zwischen 1967 und 1970 herrschte im Südosten Nigerias Bürgerkrieg. Ein Landesteil erklärte unter dem Namen Biafra seine Unabhängigkeit, woraufhin die Regierung das Gebiet komplett abriegelte. Eine humanitäre Krise folgte, geschätzt zwei Millionen Menschen verhungerten. Theophilus Chukwuemeka Amadi überlebte - auch, weil Kinder des Dorfes Eidechsen fingen, von denen er sich ernähren konnte.
Die Kinder von Biafra: Bilder des Mangels
Amadi war eines der Kinder, deren Bilder damals um die Welt gingen: abgemagert und doch mit Blähbauch. Kwashiorkor heißt die Krankheit. Sie entsteht durch einen Eiweißmangel in der Ernährung. "Wenn jemand einmal Kwashiorkor hatte, bedeutete das meist den Tod", erklärt Amadi. Sein kleiner Bruder überlebte nicht.
Noch immer vereint
Der Zusammenhalt in der Familie war und ist stark: "Als ich krank wurde, waren alle besorgt. Alle wollten sicherstellen, dass dieser Junge überlebt", berichtet Amadi. Die ganze Verwandtschaft unterstützte seine Mutter (rechts im Bild), damit der kleine Amadi die nötige Hilfe bekam.
"Sie ließen mich überleben"
Dass Amadi 1971, ein Jahr nach dem Krieg, seinen sechsten Geburtstag feiern konnte, verdankt er auch Hilfsorganisationen, die sich um medizinische Versorgung und Lebensmittelhilfen kümmerten. "Wären die Helfer nicht gewesen, hätte ich nicht überlebt. Sie opferten ihre Zeit. Sie opferten ihr Geld", sagt Amadi. Die auch damals aktive NGO Save the Children porträtierte ihn nun für ein Projekt.
Gegen das Vergessen
Amadi studierte Religionspädagogik und arbeitet heute im Kriegsmuseum in Umuahia, Die Stadt war während des Krieges zeitweise die Hauptstadt von Biafra. Der 54-Jährige sagt, er freue sich, wenn Überlebende ins Museum kommen: "Sie helfen, die Erinnerung an den Krieg zu wahren für jene, die ihn nicht miterlebt haben."
Berichte eines Zeitzeugen
Wenn er Besucher durch die Ausstellung führt und zu Bildern der Opfer kommt, erzählt er ihnen auch, dass er selbst vor rund 50 Jahren an Kwashiorkor litt.
Eingebrannte Erinnerungen
Obwohl Amadi im Krieg noch ein kleines Kind war, kann er sich an einiges sehr genau erinnern: "Ich kann mich erinnern, wie Menschen wegliefen, Deckung vor Luftangriffen suchten, sich vor Soldaten versteckten. Und es gab kein Essen." Dieses Bild zeigt die Stadt Umuahia 1969, kurz nachdem die nigerianische Armee das Zentrum beschossen hatte.
Für eine vielversprechende Zukunft
Heute hat Amadi selbst vier Kinder. Für seine und alle anderen Kinder möchte er eine bessere Zukunft schaffen, indem er die Erinnerung an diese dunkle Vergangenheit Nigerias wachhält.