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Bewegung bei Bergung im Suezkanal

27. März 2021

Seit Tagen blockiert das festgefahrene Containerschiff "Ever Given" den Suezkanal. Nun meldet das Seefahrtunternehmen GAC erstmals Fortschritte.

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Ägypten | Suezkanal blockiert | Containerschiff Ever Given
Ein Schlepper versucht, den Schiffsgiganten aus dem Ufersand freizubekommen Bild: Samuel Mohsen/dpa/picture-alliance

Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs "Ever Given", das den Suezkanal blockiert, schreitet ein wenig voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC teilte mit, es seien mehr als zehn Schlepper und drei Bagger im Einsatz, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben. Der Frachter liege zwar weiter auf Grund, es gebe aber "leichte Bewegung".

Das 400 Meter lange und 59 Meter breite Containerschiff war am Dienstag in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe auf Grund gelaufen. Der 224.000 Tonnen schwere Koloss gehört zu den größten Containerschiffen der Welt. Er blockiert nun die Durchfahrt. Deswegen stecken 213 Schiffe mit Frachtgut im Wert von Milliarden von Dollar im Stau. Auch deutsche Unternehmen befürchten daher Lieferengpässe.

Ägypten | Suezkanal blockiert | Containerschiff Ever Given
Der Unglücksort aus der VogelperspektiveBild: Maxar Technologies/REUTERS

Admiral Usama Rabi, der Vorsitzende der ägyptischen Kanalbehörde, sagte, bei den Aktionen der Schlepper zur Freilegung spielten mehrere Faktoren eine Rolle, vor allem die Windrichtung sowie Ebbe und Flut. Es handle sich um einen "komplizierten technischen Einsatz".

Auch eine Flut soll helfen

Das niederländische Bergungsunternehmen Smit Savage hofft, die "Ever Given" schon zu Wochenbeginn wieder flottmachen zu können. "Mit unseren Schiffen vor Ort, dem bereits entfernten Sediment und der am Sonntagabend einsetzenden großen Flut wird es uns hoffentlich gelingen, das Schiff Anfang nächster Woche wieder freizubekommen", sagte der Chef des Smit Savage-Mutterkonzerns Boskalis, Peter Berdowski, im niederländischen Fernsehen. Etwas länger könnte es dauern, falls Container entfernt werden müssen, um das Gewicht des gigantischen Schiffs zu reduzieren. Es werde bereits ein Kran installiert, um hunderte Container vom Vorderdeck zu entfernen. Der Bug der "Ever Given" sei komplett im Sand festgefahren, das Heck aber nicht. Das könnte als Hebel genutzt werden, um das Schiff freizubekommen.

Ägypten | Suezkanal blockiert | Containerschiff Ever Given
Ein Koloss hinter Palmen: die "Ever Given" blockiert den SuezkanalBild: Samuel Mohsen/dpa/picture-alliance

Berdowski zeigte sich damit etwas vorsichtiger als der Chef des japanischen Schiffseigners Shoei Kisen, Yukito Higaki. Dieser hatte am Freitag das Ziel ausgegeben, den Containerriesen bis Samstagabend japanischer Zeit "zu befreien". Es sei kein Wasser in die "Ever Given" gelaufen, auch gebe es keine Probleme mit Steuerung und Antrieb. "Sobald sich das Schiff wieder bewegt, sollte es operationsfähig sein", sagte Higaki der Zeitung "Asahi Shimbun".

Zuvor war ein erneuter Versuch gescheitert, das Schiff zu befreien. Ein Baggerschiff hat inzwischen 17.000 Kubikmeter Sand um den Bug der "Ever Given" weggeschafft, wie die Suezkanal-Behörde am Freitag mitteilte. Nach Angaben der in Singapur ansässigen Gesellschaft Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM), die für das technische Management des Schiffs zuständig ist, werden zwei weitere Schlepper am Sonntag am Unglücksort erwartet.

Hilfsangebot aus den USA

Die USA boten ihre Hilfe an. "Wir haben Ausrüstung und Kapazitäten, die die meisten Länder nicht haben", sagte Präsident Joe Biden. Ein Expertenteam der US-Marine könnte noch am Samstag in Bahrain aufbrechen, sollte Ägypten eine formelle Anfrage stellen, teilte das Pentagon mit.

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet dadurch den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. Jährlich durchfahren die Wasserstraße normalerweise rund 18.000 Schiffe. Im Jahr 2019 wurden etwa 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens durch den Kanal befördert.

Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat inzwischen begonnen, erste Schiffe auf den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu schicken. Die Fahrten verlängerten sich dadurch um rund eine Woche, erklärte die Reederei. Von Hapag-Lloyd befinden sich fünf Schiffe im Kanal. Zugleich gelten die Gewässer vor der Küste Westafrikas, insbesondere im Golf von Guinea, als besonders gefährlich wegen möglicher Überfälle von Piraten.

kle/uh (dpa, rtr, afp)