Bewegte Geschichte: Dresdens Frauenkirche
Nach der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg ist das wieder errichtete Gotteshaus heute das Wahrzeichen Dresdens, ein Symbol der Versöhnung und ein Touristenmagnet.
Prachtbau an der Elbe
Dieses berühmte Ölgemälde des Hofmalers Bernardo Belloto, genannt Canaletto, zeigt die Frauenkirche und den Neumarkt 1751. Der Grundstein zur barocken Kirche "Unserer Lieben Frauen" wurde 1726 gelegt. Das protestantische Gotteshaus war Teil eines Bauprogramms, mit dem der kunstsinnige Kurfürst und König August der Starke seine Residenzstadt Dresden zur europäischen Metropole umgestaltete.
Einzigartige Kuppel
In dem modernen, originalgetreuen Wiederaufbau der Kuppel sind über einem hölzernen Gerüst 13.000 Tonnen Sandstein verbaut. Die barocke Kuppel von 1736 war das Meisterwerk George Bährs. Damals hatte kaum einer geglaubt, dass die Kirchenpfeiler und Wände das Gewicht der glockenförmigen Steinkuppel tragen würden.
Zartes Deckengemälde
Die Grundfläche der Frauenkirche ist nur halb so groß wie ein Fußballfeld. Wegen des Platzmangels ließ Baumeister George Bähr die Architektur gen Himmel streben. Wer heute im Inneren den Kopf in den Nacken legt, erblickt im Kuppelgewölbe religiöse Bilder der vier Evangelisten und vier christlicher Tugenden - so wie sie ursprünglich der Venezianer Giovanni Battista Grono gemalt hat.
Zerstörung im Krieg
Ab dem 13. Februar 1945 setzten Bomben britischer und US-amerikanischer Flieger Dresdens Innenstadt in Brand. Zwei Tage später stürzte die ausgeglühte Frauenkirche in sich zusammen: Von dem Juwel europäischer Kirchenbaukunst ragten nur noch zwei Wandreste auf. Der 17 Meter hohe Trümmerberg blieb bis 1993 liegen.
Symbolisch aufgeladene Ruine
Mit Großkundgebungen gedachte die DDR regelmäßig der Zerstörung Dresdens. 1966 wurde die Ruine der Frauenkirche offiziell zum Mahnmal erklärt. Am 13.2.1982 beteten erstmals Christen an der Ruine, um gegen die zunehmende Militarisierung in der DDR zu protestieren. So wurde die Frauenkirche nach und nach auch ein Symbol der Bürgerrechts- und Friedensbewegung der DDR.
Aufbruchstimmung der Wendezeit
Am 13.2.1990 wurde eine Bürgerinitiative um den Musiker Ludwig Güttler (links vorne im Bild) aktiv. Ihr Ziel: die Frauenkirche originalgetreu wiederaufzubauen. Unter anderem mit vier Förderkreisen in den USA, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz setzten sich weltweit 13.000 Menschen für das Projekt ein. Eine Ausstellung in der Unterkirche zeigt die Geschichte des Wiederaufbaus.
Archäologisches Puzzle
Vor dem Wiederaufbau musste der Trümmerberg abgetragen werden. Die sogenannte archäologische Enttrümmerung startete 1993. Dabei bekam jeder Stein, jedes Fragment der Ruine eine Nummer und wurde vermessen. Der Wiederaufbau begann 1994. Insgesamt konnten 46 Prozent der originalen Steine wieder an ihrem alten Platz verbaut werden. Aufmerksame Betrachter sehen sie überall im Bauwerk.
Ehrenplatz in der Krypta
Unter den letzten Trümmern der Ruine kam nach 48 Jahren das verschüttete Grab des Architekten der Frauenkirche wieder zum Vorschein. Die Gebeine George Bährs sind erhalten geblieben. Heute ist das restaurierte Grabmal in der Unterkirche zu sehen. Auch weitere gemauerte Grabstellen befinden sich hier, denn die Krypta diente im 18. Jahrhundert als Begräbnisstätte für wichtige Persönlichkeiten.
Barocker Altar
Wer heute im Chor der Frauenkirche steht, wird vor allem vom Figurenreichtum des Altars beeindruckt sein. Er wurde - wie hier die Figur des Moses mit der Tafel mit den zehn Geboten - aus Bruchstücken wieder zusammengesetzt. Nahezu 80 Prozent sind Originalsubstanz. Damit ist der Altar das am komplettesten erhaltene Einrichtungsstück der Frauenkirche.
Gotteshaus und Konzertsaal
Das lichtdurchflutete Kircheninnere bietet seit zehn Jahren wieder Platz für 1800 Menschen. Heute finden in der Frauenkirche nicht nur Gottesdienste statt. Immer wieder erklingen auch Konzerte. Das hat Tradition: Schon der berühmte Komponist Richard Wagner feierte hier 1843 die Weltpremiere seines einzigen geistlichen Chorwerks "Das Liebesmahl der Apostel" für 1200 Sänger.
Altes, neues Wahrzeichen
Von den 182 Millionen Euro, die der Neubau gekostet hat, kamen rund 100 Millionen aus Spenden. Rings um das Gotteshaus erstrahlen heute auch die historischen Straßenzüge in neuem Glanz. Mit fast 20 Millionen Besuchern aus dem In- und Ausland hat sich die Dresdner Frauenkirche in den vergangenen zehn Jahren zu einem Besuchermagneten entwickelt.