Besorgnis über Lage der Kachin-Minderheit in Birma
20. März 2012Die birmanische Armee hatte im Sommer 2011 eine Offensive gegen die Kachin an der chinesischen Grenze begonnen. Rebellen der ethnischen Minderheit kämpfen seit Jahrzehnten für mehr Autonomie innerhalb Birmas.
Schwere Vorwürfe gegen Armee
Durch die Angriffe der Regierungstruppen seien 75.000 Angehörige der Kachin-Volksgruppe in die Flucht getrieben worden, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Die Menschen bräuchten dringend Nahrungsmittel, Medizin und Unterkünfte. Zudem wirft HRW der birmanischen Armee vor, sie greife Dörfer der Minderheit an, zerstöre Häuser, plündere und vertreibe Zehntausende Menschen. Soldaten hätten Zivilisten bedroht und bei Verhören gefoltert sowie Frauen vergewaltigt. "Es ist noch ein weiter Weg, bevor die Menschen in Birma, besonders jene in Konfliktgebieten, von den jüngsten Reformversprechungen profitieren", sagte die HRW-Vizedirektorin für Asien, Elaine Pearson.
Nach jahrzehntelanger Militärherrschaft ist seit März 2011 in Birma eine offiziell zivile Regierung im Amt, die überwiegend aus Ex-Generälen besteht. Staatspräsident Thein Sein betreibt in dem südostasiatischen Land eine - international begrüßte - Reformpolitik. Dazu gehört auch das Bemühen, die Konflikte mit den zahlreichen ethnischen Minderheiten im Lande zu beenden. Mit den Volksgruppen der Karen, Shan, Chin und Mon wurden Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.
Verhandlungen ohne Durchbruch
Friedensverhandlungen mit den Kachin-Rebellen führten Anfang März zu keinem Ergebnis. Der Chefunterhändler der Kachin-Unabhängigkeitsorganisation (KIO), Sumlut Gam, sagte nach dem Treffen im benachbarten China: "Wir haben keine Vereinbarung unterzeichnet, weil wir noch gegenseitiges Vertrauen aufbauen müssen." Der Verhandlungsführer der Regierung, Aung Thaung, hatte betont: "Wenn wir es auch dieses Mal nicht geschafft haben, versuchen wir es ein drittes, viertes und fünftes Mal. (...) Wir sind entschlossen, mit allen ethnischen Gruppen Frieden zu schließen."
wl/as (dpa,afp,epd)