Berüchtigter US-Mörder Robert Durst ist tot
10. Januar 2022Die wohl bekanntesten Sätze von Robert Durst waren nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Nach einem Interview für eine Dokumentarserie blieb das Ansteckmikrofon des US-Millionärs von ihm unbemerkt angeschaltet, während er zur Toilette ging. Zwischen Wasserrauschen und Papierzerknüllen sprach er mit sich selbst. "Nun ist es so weit. Sie haben dich. Was für ein Desaster. Was zur Hölle habe ich getan? Na klar - ich habe sie alle umgebracht", murmelte Durst bei den Aufnahmen für eine 2015 ausgestrahlte TV-Doku des Senders HBO.
Sohn einer Immobilien-Dynastie
Die dahingemurmelten Sätze ließen Amerika den Atem anhalten - und gaben den Ermittlungen gegen den seit Jahrzehnten unter mehrfachem Mord-Verdacht stehenden Durst neuen Schwung. Im vergangenen Herbst wurde der Sohn einer der bekanntesten New Yorker Luxus-Immobilien-Dynastien wegen des Mordes an einer Freundin vor mehr als 20 Jahren zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt.
Kurz darauf wurde eine weitere Mordanklage gegen Durst eingereicht - fast 40 Jahre nach dem aufsehenerregenden Verschwinden seiner Ehefrau. Doch zu diesem Prozess wird es nun nicht mehr kommen: An diesem Montag starb Durst im Alter von 78 Jahren in Kalifornien, wie sein Verteidiger Chip Lewis mitteilte. Durst habe sich im Gewahrsam der Justiz befunden und sei eines natürlichen Todes gestorben.
Von Krankheit gezeichnet
Der Millionär war schon länger gesundheitlich angeschlagen gewesen. Im Gericht war der unter anderem an Blasenkrebs erkrankte Durst im Rollstuhl erschienen, zwischenzeitlich war er auch an COVID-19 erkrankt.
Die Geschichte des 1943 in New York geborenen Durst ist gruselig, aber auch tragisch: Als ältestem Sohn einer New Yorker Immobilien-Dynastie war ihm ein Leben in Reichtum gewiss, doch Glück kam nicht dazu. Seine Mutter starb, als er sieben Jahre alt war. Mit seinem Bruder Douglas stritt er ständig - und der Konflikt eskalierte, als ihr Vater den jüngeren Douglas vorzog und Robert nicht wie eigentlich vorgesehen an die Spitze des Familien-Imperiums vorrückte.
Zuletzt war Robert Durst mit dem Rest seiner Familie vollständig zerstritten und verfeindet. Er sei schon immer sicher gewesen, dass eigentlich sein Bruder schuldig an den Morden sei, sagte Douglas Durst einmal der "New York Times" - und er habe Angst vor ihm. "Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass - wenn er die Möglichkeit dazu hätte - er mich umbringen würde."
Drei Morde, ein Freispruch
Mit drei Morden wurde Robert Durst in Verbindung gebracht: 1982 verschwand seine Ehefrau Kathleen McCormack spurlos im US-Bundesstaat Vermont. Die Polizei geht davon aus, dass sie tot ist, auch wenn die Leiche der damals 29-Jährigen nie gefunden wurde. Im Jahr 2000 wurde Dursts enge Freundin Susan Berman ermordet in ihrem Haus in Kalifornien entdeckt. Ein Jahr später wurden Leichenteile von Morris Black gefunden, einem damaligen Nachbarn von Durst in Texas.
In allen drei Fällen wurde Durst verdächtigt und auch mehrfach befragt - aber lange nicht verurteilt. Im Fall von Blacks Ermordung kam er vor Gericht, wurde aber freigesprochen. Durst gestand dann aber, den Nachbarn getötet und zerstückelt zu haben. Laut Staatsanwaltschaft wollte Durst die Identität des Mannes stehlen, um den Ermittlungen zum Verschwinden seiner Frau zu entgehen. Die Tötung sei in Notwehr erfolgt, verteidigte sich Durst - und bekam Recht.
Flucht quer durch die USA
Danach versuchte er immer wieder, den Justizbehörden zu entkommen - floh durch die gesamte USA, checkte unter falschen Namen in Hotels ein und soll sich zeitweise sogar als taube Frau verkleidet und verstellt haben.
Erst im vergangenen Jahr fand dieser Krimi mit der Verurteilung wegen Mordes an Susan Berman ein Ende. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Durst sie in der Weihnachtszeit im Jahr 2000 in ihrem Haus in Beverly Hills erschossen hatte.
Die berühmten Sätze aus der HBO-Dokumentation brachten diesen Mordprozess zwar in Gang - der Schuldspruch basierte aber letztendlich nicht darauf. Die Abschriften der Tonaufnahmen vor Gericht zeigten Medienberichten zufolge, dass die Zitate zusammengefügt und bearbeitet worden waren, um sie in eine andere Reihenfolge und einen anderen Kontext zu bringen.
haz/AR (dpa, rtr, afp)