Gericht bestätigt Rauswurf
9. Februar 2018Weil er die Gaskammern der Nazis verharmloste, bleibt Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen aus der Partei ausgeschlossen. Ein französisches Berufungsgericht in Versailles bei Paris bestätigte das Urteil aus erster Instanz. Den Ehrenvorsitz der rechtspopulistischen Partei kann der 89-Jährige demnach aber behalten.
Sein Anwalt sagte, Le Pen habe das Urteil mit "sehr großer Genugtuung" aufgenommen, da er den Ehrenvorsitz behalten könne. Das Gericht verurteilte den Front National (FN) zudem zu einer Schadenersatzzahlung von 25.000 Euro an ihn.
Jahrelanger Rechtsstreit
Das Urteil ist eine weitere Episode im jahrelangen Rechtsstreit zwischen Le Pen und seiner Tochter Marine, die seit 2011 an der Parteispitze steht. Sie hatte ihren Vater 2015 ausschließen lassen, nachdem er die Gaskammern wiederholt als "Detail" der Geschichte bezeichnet hatte und dafür mehrfach verurteilt worden war.
Zudem will Marine ihrem Vater den Ehrenvorsitz nehmen, der es ihm erlaubt in Führungsgremien der Partei mit am Tisch zu sitzen. Grund sind seine anhaltenden Attacken. Denn er wirft seiner Tochter "Verrat" an den Grundwerten der Partei vor, die er 1972 im rechtsextremen Spektrum gegründet und fast 40 Jahre geführt hatte.
Ehrenvorsitz soll abgeschafft werden
Da Marine Le Pen vor Gericht jetzt endgültig damit gescheitert ist, soll nach ihren Plänen der FN-Parteitag im März beschließen, den Posten des Ehrenvorsitzenden abzuschaffen. Außerdem will sie die Teilnahme des Vaters an der zweitägigen Konferenz in Lille nicht zulassen.
Le Pen Senior kündigte indes an, in jedem Fall an dem Treffen am 10. und 11. März teilnehmen zu wollen. Notfalls werde er dies mit Hilfe der "öffentlichen Gewalt" tun. Die FN-Führung erklärte dagegen, als Nichtmitglied sei ihm die Teilnahme untersagt.
Jean-Marie Le Pen hatte den FN von einer Splittergruppe zu einer wichtigen politischen Stimme in Frankreich geformt. Zum Bruch zwischen Vater und Tochter kam es, als sie der Partei eine Strategie der "Entteufelung" verordnete, um sie aus der rechtsextremen Ecke zu holen und für breitere Wählerschichten zu öffnen.
Neuer Name im Gespräch
Diese Strategie ging auf: Bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Mai unterlag Marine Le Pen zwar gegen Emmanuel Macron. Sie holte aber mehr als 10,6 Millionen Stimmen für den FN, so viele wie noch nie. Auf dem Parteitag will sie die Rechtspopulisten inhaltlich neu aufstellen und sich wiederwählen lassen. Auch ein neuer Name ist im Gespräch.
uh/rb (dpa, afp)