Berliner Wahrzeichen: das Brandenburger Tor
Als Symbol der Einheit Deutschlands ist es weltbekannt. Eingeweiht wurde das Brandenburger Tor 1791 - ein dramatischer Schauplatz der europäischen Geschichte. Und Bühne des 30. Mauerfall-Jubiläums.
Feierlichkeiten: 30 Jahre Mauerfall
Das Brandenburger Tor ist in der jüngsten Geschichte ein authentischer Ort des Mauerfalls 1989. Zum 30. Jahrestag lässt der US-amerikanische Künstler Patrick Shearn hier eine bunte, federleichte Wolke aufsteigen. Sie vereint 30.000 Wünsche, Erinnerungen und Botschaften von Menschen aus aller Welt und bringt so das Nachdenken über das Thema Grenzen an diesen Ort zurück.
Symbol der Deutschen Einheit
Bis zum 19. Jahrhundert umgab Berlin eine Zollmauer, durch 18 Stadttore gelangte man in die Stadt. Sie wurden alle abgerissen - bis auf eines, das Brandenburger Tor. Heute ist es eine der meist fotografierten Sehenswürdigkeiten Berlins und steht als Wahrzeichen nicht nur für die Hauptstadt, sondern für das ganze Land.
Spree-Athen
Dieses Bild zeigt das Vorgängertor aus dem Jahre 1764. Friedrich Wilhelm II. gab 1788 ein neues Stadttor in Auftrag. Architekt Carl Gotthard Langhans entwarf ein klassizistisches Bauwerk, das vom Stadttor zur Akropolis in Athen inspiriert war. Den Beinamen Spree-Athen bekam Berlin allerdings nicht deswegen, sondern weil es sich im 18. Jahrhundert als Europas kulturelles Zentrum etablierte.
Das Friedenstor
1793 wurde das Tor mit der Quadriga gekrönt. Entworfen hat sie der Bildhauer Johann Gottfried Schadow. Die Skulptur zeigt einen Triumphwagen, der von vier Pferden gezogen wird. Gelenkt wird er aber damals nicht wie heute von der Siegesgöttin Victoria, sondern von der griechischen Friedensgöttin Eirene. Am Anfang war das Brandenburger Tor also "Friedenstor".
Kriegsbeute
Das Friedenstor wurde allerdings schnell zum Kriegsschauplatz. 1806 besiegte Napoleon Preußen und die französischen Truppen marschierten im Triumphzug durch das Tor. Napoleon ließ die Quadriga abmontieren und brachte sie als Siegertrophäe nach Paris. Dort sollte die Statue ausgestellt werden. Dazu kam es nicht. Die Quadriga wurde eingemottet.
Triumphale Rückkehr
Nach dem Sieg der Preußen über Napoleon 1814 brachte General Ernst von Pfuel die Quadriga zurück. Seine Familie durfte nun durch das Tor gehen, ansonsten ein kaiserliches Privileg. Karl Friedrich Schinkel gestaltete das Brandenburger Tor um - als preußischen Triumphbogen. Statt der Friedensgöttin hatte jetzt die Siegesgöttin die Zügel in der Hand - mit preußischem Adler und Eisernem Kreuz.
NS-Propaganda
Die Nationalsozialisten vereinnahmten das Brandenburger Tor sofort für ihre Propaganda. Im Januar 1933 feierten sie Hitlers Machtergreifung mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Unter Hitler sollte Berlin zur "Welthauptstadt Germania" werden - mit einem gewaltigen neuen Triumphbogen. Vieles sollte dafür abgerissen werden - das Brandenburger Tor nicht.
Nachkriegszeit
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Brandenburger Tor schwer beschädigt. In der geteilten Stadt stand es nun im sowjetischen Sektor. Von 1945 bis 1957 wehte über der Ruine der Quadriga die Flagge der Sowjetunion, dann die der DDR. Nur ein Pferdekopf ist von der zerstörten Statue übrig geblieben. Er ist im Märkischen Museum in Berlin ausgestellt.
Wiederaufbau
Trotz aller Differenzen arbeiteten Ost-und Westberlin beim Wiederaufbau des Brandenburger Tores zusammen. Glücklicherweise war 1942 ein Gipsabguss von der Quadriga angefertigt worden, sie konnte rekonstruiert werden und kehrte 1957 feierlich zurück. Allerdings wurde ein halbes Jahr später auf Anordnung Ost-Berlins kurzerhand und ohne Rücksprache der Preußenadler und das Eiserne Kreuz entfernt.
Niemandsland
Als am 13. August 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, war der Zugang zum Brandenburger Tor von der West-Seite her blockiert. Denn die Mauer führte auf der Westseite in einem Bogen um das Tor herum. Bis auf die Grenzsoldaten kam auch von der Ostseite niemand mehr heran. Das Brandenburger Tor stand mitten im Sperrgebiet und wurde zu einem Symbol der deutsch-deutschen Teilung.
'Tear down this wall!'
Am 12. Juni 1987 hielt der damalige US-Präsident Ronald Reagan vor dem Brandenburger eine gefeierte Rede mit einer historisch gewordenen Aufforderung: "Mr. Gorbatschow, tear down this wall.", rief er. "Öffnen Sie dieses Tor." Über Lautsprecher waren seine Worte auch auf der Ostseite zu hören. Niemand ahnte, was zwei Jahre später geschehen sollte.
Mauerfall
Als die Mauer am 9. November 1989 fiel, strömten tausende Menschen zum Brandenburger Tor um zu feiern. Vom Symbol der Teilung wurde es zum Symbol der Einheit. Im folgenden Freudentaumel der Silvesternacht 1989/90 erlitt die Quadriga Schäden und einige Teile wurden gestohlen. Bei der Reparatur wurden der preußische Adler und das Eiserne Kreuz wieder installiert. Die Quadriga war wieder komplett.
Lichtkunst
Jedes Jahr im Herbst, beim Festival of Lights, wird das Brandenburger Tor zur Projektionsfläche für Lichtskulpturen. Mit dem Brandenburger Tor setzt die Hauptstadt Berlin auch Zeichen der Solidarität. Wie hier im Juni 2016 mit der Regenbogenflagge, anlässlich des homophoben Attentats auf einen Nachtclub in Orlando, USA.
Party Hot Spot
Touristen aus der ganzen Welt machen heute Station am Brandenburger Tor. Es ist Kulisse für Selfies, aber auch für die jährliche Silvesterparty, für Konzerte, Reden und Demonstrationen. Bei der Fußball WM 2006 war das Brandenburger Tor Teil der Fanmeile. Tausende versammelten sich zum Public Viewing.
Ort der Erinnerung
Das Brandenburger Tor steht als Denkmal für den Wandel der Zeiten in Europa in den vergangenen zwei Jahrhunderten. Es erlebte Krieg und Frieden. Mit kaum einem anderen Bauwerk in Deutschland verbinden sich so viele Hoffnungen auf eine friedliche Zukunft.