Berliner Scala: Gedenken ans Amüsemang
24. Juli 2018Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) enthüllte die Tafel am einstigen Standort der Bühne in der Schöneberger Martin-Luther-Straße gemeinsam mit dem Historiker Michael Wolffsohn. Letzterer ist Initiator des Gedenkplatzes und Enkel des einstigen Scala-Betreibers Karl Wolffsohn, der in der NS-Zeit enteignet wurde und nach Palästina flüchtete.
Der Verleger und Kinobetreiber Wolffsohn hatte die Scala 1919 mit anderen, überwiegend jüdischen Geschäftsleuten gegründet, bald darauf verkörperte die Bühne die sogenannten Goldenen Zwanziger in Berlin: "… und abends in die Scala" war ein geflügeltes Wort jener Zeit, die Comedian Harmonists traten auf, die Artisten und Akrobaten sowie die Scala-Girls sorgten für Zerstreuung und "Amüsemang". Es war das hedonistische Berlin, wie es zuletzt Tom Tykwers Serie "Babylon Berlin" nachzeichnete: gerade der Inflation entkommen und selbstvergessen in die Weltwirtschaftskrise taumelnd, der das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte folgen sollte.
Theater und Zirkus in schummrigem Licht
Das Varieté war ab 1890 nach Deutschland gekommen, zu jener Zeit machte vor allem das Pariser Moulin Rouge mit langen Beinen, kurzen Röcken und dem im 2/4-Takt getanzten Cancan von sich reden. In Deutschland erlangte das Varieté seine Blütezeit in den 1920er Jahren. Übersetzt "Vielfalt" oder "Abwechslung", bot das Varieté eine bunte Mischung aus Theater, Zirkus und Tanz, dargeboten in schummrigem Licht, mit teils pompöser Ausstattung und begleitet von Speis und Trank. Besonders beliebt waren damals komische Darbietungen und schräge Figuren.
In Berlin ging man neben der Scala ins Plaza, in den Wintergarten oder das Große Schauspielhaus, das Jahrzehnte später zum Friedrichstadtpalast werden sollte. In Düsseldorf gingen die Vergnügungssüchtigen ins Apollo, in Bremen ins Astoria und in Hamburg ins Hansa.
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tla/bb (mit dpa)